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Sheà Seger

Mit 21 hat so mancher noch Träume. Sheà Seger nicht. Auf ihrem ausgesprochen hörenswerten Songwriter-Pop-Debüt „The May Street Project“ (BMG) gibt sie sich ziemlich illusionslos. Im Interview auch.

Kulturnews: Sheà, wie fühlst du dich als Newcomer?

Shea Seger: Es ist schon eine komische Sache, wenn sich plötzlich alle für deine Geschichte interessieren, für ganz persönliche Dinge: wo du herkommst, wo du hinwillst … Dass dein Leben so öffentlich verfügbar gemacht wird, verändert einen schon sehr.

Kulturnews: Als Lohn dafür winkt der Ruhm …

Seger: Der bedeutet mir nichts. Er ist für mich eher die schädliche Seite des Musikgeschäfts. Könnte man das alles verstecken, ich hätte ein besseres Gefühl.

Kulturnews: Du kommst aus dem gleichen Bundesstaat wie der neue US-Präsident. Bis du stolz darauf?

Seger: Nein, nicht im Geringsten. Ich bin für jeden anderen – egal, ob Demokrat oder sonst was, solange er nicht George W. Bush heißt.

Kulturnews: Das klingt sehr kategorisch …

Seger: Ja. Manchmal denke ich, ich bin schon ein wenig zu politisch. Politik kotzt mich im Grunde an. Ich will sie gar nicht mehr an mich ran lassen. Mein Dad war Soldat in Vietnam und sehr engagiert in der Politik. Und mit der Zeit ist sie auch zu einem bestimmenden Teil meines Lebens geworden.

Kulturnews: Dennoch bist du patriotisch, wenn man den vielen Fähnchen auf deinem CD-Cover glauben darf.

Seger: Nun, mein Patriotismus hat etwas Bittersüßes. Auf der einen Seite sehe ich mein Land und erkenne die vielen Segnungen und eine Freiheit, wie es sie nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Andererseits stelle ich dem unsere eigene Mentalität gegenüber, und dann wird mir schlecht. Die Leute sind derart selbstherrlich, dass sie nicht einmal wissen, was in der übrigen Welt vor sich geht.

Kulturnews: Demnach ist die CD für dich auch eine Art Befreiungsschlag gegen die Heimat.

Seger: Ja. Es besteht kein Zweifel: Ich stehe besser da, seit ich gegangen bin. Wenn ich all die Leute sehe, die noch immer dort leben wie zuvor ihre Eltern und nicht heraus können aus diesem Leben! Trotzdem will ich mit niemanden abrechnen. Die Songs sind für mich einfach nur Geschichten.

Interview: Karsten Witthoefft

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