Zum Inhalt springen

Shirin David polarisiert mit neuer Single „Bauch Beine Po“

Shirin David
Shirin David (Foto: Universal Music)

Shirin David polarisiert mit ihrer neuen Single „Bauch Beine Po“, in der sie über die Clean-Girl-Ästhetik rappt. Ist das Satire, oder promotet sie toxische Schönheitsideale?

Mit einer exklusiven Performance beim Splash! hat Shirin David ihre neue Single „Bauch Beine Po“ zum ersten Mal gespielt. Der Track kommt am 26. Juli raus und wird von Fans bereits sehnsüchtig erwartet. Bisher gibt es offiziell leider nur eine Preview zu dem Song, aber „Bauch Beine Po“ polarisiert jetzt schon. Shirin David wird hier nämlich das Promoten der Clean-Girl-Ästhetik und Bodyshaming vorgeworfen.

Was ist ein Clean Girl?

Das Clean Girl steht morgens um 6:00 auf und beginnt mit ihrer 10-Step-Skin-Care-Routine, bevor sie sich dann auf dem Weg zum Reformer-Pilates macht. Dabei postet sie minimalistische Instagram-Stories und fährt dann in ihrem Range Rover zu ihrem Job. Selbstoptimierung ist ihr Motto, und sie hat ihr Leben im Griff. Und natürlich ist das ganz einfach umsetzbar – oder?

Das Clean Girl ist ein Stereotyp, das in den sozialen Medien entstanden ist. Dafür werden oft Online-Persönlichkeiten wie Kendall Jenner oder Hailey Bieber als Vorbilder genommen. Ganz ungefährlich ist der Trend nicht: Das Bild des Clean Girls ist etwas, das für viele Mädchen und junge Frauen nicht einfach zu erreichen ist. Dennoch kann das Clean-Girl-Sein keiner Frau abgesprochen werden. Diese Ästhetik zu verfolgen ist legitim, aber auch nicht ganz ohne. Denn das Clean Girl basiert auf den eurozentrischen Schönheitsidealen der oberen Mittelschicht. Also geht es um ein bisschen mehr als Kleidung und Aussehen.

Solange wir bei den Idealen, die wir verfolgen, nicht diskriminieren oder andere Menschen runtermachen, kann jeder die Ästhetik oder den Lifestyle verfolgen, den er oder sie will. Es wird schwierig, wenn Frauen zu einem Ideal gezwungen werden, dem sie nicht folgen wollen oder können.

Darf Shirin David das? 

Es ist nicht das erste Mal, dass Shirin David mit ihren Texten polarisiert. Die Rapperin lässt es sich nicht nehmen, der Gesellschaft auch mal in High Heels auf die Füße zu treten. Seit Anfang ihrer Musikkarriere lässt die ehemalige YouTuberin alle wissen, dass nicht nur harte Kerle Erfolg im Deutschrap haben können. Shirin David hebt das Frausein in ihren Texten hervor und feiert die Femininität in der von Männern dominierten Rapszene. Mit Tracks wie „Hoes up G’s down“ weist sie die hypermaskulinen Männer in ihre Schranken und zeigt, dass sie zu recht ihren Platz in der Szene einnimmt. Sie fordert negativ belastete Begriffe wie „Bitch“ und „Hoe“ zurück und schreibt diesen einen neue, kraftvolle Bedeutung zu.

Und komplett selbstbewusst weiß sie genau, was sie macht, denn wie sie in ihrem Song „Ich darf das“ unmissverständlich ausdrückt: „Ob ich darf? Ja, ich darf das, Pech“. Eigentlich geht es in ihrer Musik oft darum, als Frau das zu machen, was man will, sich nichts absprechen zu lassen und einander dabei zu unterstützen, sie sagt: „No way, fuck Shaming/Stell keine Frau in den Schatten, damit ich schein“ und „Real bad Bitches lieben Bad Bitches“.

„Bauch Beine Po“: Gehen wir jetzt alle zum Pilates?

Mittlerweile hat Shirin den Song nicht nur beim Splash!, sondern auch beim Rolling Loud und Open Air Frauenfeld gespielt. Und die Fans scheinen „Bauch Beine Po“ wirklich zu mögen, was nicht heißt, dass es keine Kritik gibt.

Alles in allem geht es in den Lyrics um Selbstoptimierung und einen opulenten Lifestyle, wie es im Deutschrap nichts Neues ist. Aber Shirin gibt der Clean Girl Aesthetic ein explizites Shoutout in der zweiten Strophe des Songs, was sich auf die erste Strophe bezieht, in der sie die Morgenroutine eines Clean Girls wiedergibt. „Geh ins Gymi, werde skinny/Mach daraus eine Show“ laute die Line im Hook von „Bauch Beine Po“, die besonders polarisiert. Leider impliziert das eine kontroverse Meinung, und zwar, dass „skinny“ mit „hot“ und „schön“ gleichzusetzen ist. Vor allem, wenn darauf folgt: „Wir sind pretty im Bikini“.

@mechthild Clean Girl Rap 🫠? #shirindavid #splash ♬ Drake style・Life Is Good style(1547997) – Burning Man

Es ist, als würde Shirin darüber rappen, ein Clean Girl zu sein – mit Iced Matcha Latte zum Pilates und dann im Range Rover zu Bottega Veneta fahren. Allgemein kann das als kontrovers gesehen werden, wenn man die Implikationen der Clean-Girl-Ästhetik bedenkt. Aber schon die erste Line „Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates“ stellt sich gegen die Clean-Girl-Persona. Das perfekte Clean Girl würde nicht zu spät kommen – liefert Shirin David hier also doch unterschwellige Satire? Ob das alles nun so gemeint ist und toxische Schönheitsideale promotet, oder uns gesellschaftskritisch vor den Kopf schlagen soll, ist schwierig zu sagen.

Kann man sie jetzt für etwas kritisieren, was männliche Rapper seit Jahrzehnten machen?

Shirin hat sich auch schon dazu geäußert. Unter einem Promovideo zu dem Song auf Instagram mangelt es nicht an Kritik, die sich genau darauf bezieht. Shirins Antwort ist: „Then werd halt thicky?“. Auf einen anderen Kommentar antwortet sie: „Schreibst du dieselben Kommentare unter den Songs von männlichen Artists und Künstlern? Oder gilt es nur für mich Frauen ,richtigen‘ Werte zu vermitteln?“ Ganz falsch liegt sie nicht. Aber geht das nicht auch anders? 

Beitrag teilen: