„Short n’ Sweet“ von Sabrina Carpenter: Der Sommer bleibt süß!
Mit ihrem Song "Espresso" hat Sabrina Carpenter einen Sommerhit gelandet. Doch was kann ihr Album "Short n' Sweet?"
Während sich die Temperaturen schon langsam ins Herbstliche bewegen, befindet sich Sabrina Carpenter noch im Hochsommer. Knapp bekleidet und vor blauem Himmel ist sie auf dem Cover ihres sechsten Studioalbums „Short n’ Sweet“ zu sehen. Die Leadsingle des Albums, „Espresso“, hat wie ein koffeinhaltiges Getränk die Poplandschaft aufgerüttelt. Die zweite Singleauskopplung „Please please please“ hat gezeigt, dass sie kein One-Hit-Wonder ist und wir uns auf ihr Album freuen dürfen. Aber kann das Album mit den Singles mithalten?
Produziert wurde „Short n’ Sweet“ unter anderem von Jack Antonoff, der mit Popgrößen wie Taylor Swift, Lorde und Lana Del Rey arbeitete, sowie von John Ryan, der auch schon auf Carpenters vorherigen Album „Emails I can’t send“ mitproduziert hat. Die erfolgreiche Texterin Amy Allen ist ebenfalls stark vertreten. Diese hat bereits an Songs für Harry Styles und Selena Gomez mitgeschrieben. Sabrina Carpenter hat sich also ein erfolgsversprechendes Team zusammengestellt.
Humor und Ironie sind ihre Stärke
Die Sängerin hat ein Händchen dafür, ihre Songs mit der richtigen Portion Humor und Ironie zu versehen. So beklagt sie sich in „Slim Pickins“ über das enttäuschende Angebot an Datingmöglichkeiten. Das alles passiert aber mit einer Menge Selbstironie: „This boy doesn’t even know the difference between ‚there‘, ‚their‘ and ‚they are‘/Yet he’s naked in my room“. In „Coincidence“ greift sie die Ausreden eines Expartners auf und zieht sie sarkastisch ins Absurde: „What a surprise/Your phone just died/Your car drove itself/From L.A. to her thighs“. Dabei findet sie den richtigen Grad zwischen Überzeichnung und trockener Erzählung. In „Espresso“ sorgten ihre Texte zwar für Verwirrung (denn was soll „that’s that me espresso“ genau bedeuten?) aber aus dem Kopf bekommen kann man sie trotzdem nicht.
Seitenhiebe und Selbstkritik
Die Ideen und Konzepte, die in die Songs einfließen, sind mal mehr und mal weniger originell. In „Please please please“ bittet Carpenter ihren Partner verzweifelt darum, ihr keine peinlichen Situationen zu bescheren. Sie singt: „Heartbreak is one thing/My ego’s another/I beg you don’t embarrass me/Motherfucker.“ In „Dumb & poetic“ klagt sie einen Mann an, der viel von sich selbst und seinem Intellekt hält, hinter dem aber nicht viel Substanz steckt. Die Ballade „Lie to Girls“ beschreibt die selbstsabotierenden Lügen, die sich junge Frauen selbst erzählen, wenn sie einen Mann mögen: „You don’t have to lie to girls/If they like you they will lie to themselves.“ Das sind spannende Ideen, die neue Blickwinkel auf romantische Beziehungen generieren. Andere Songs verhandeln bekannte Themen wie Eifersucht und Verrat in Beziehungen. Durch Carpenters cleveren, selbstironischen Texte ist das Album aber dennoch kurzweilig.
Von bedroom pop zu Bedroom Pop
Im Vergleich zu dem Vorgängeralbum „Emails I can’t send“ ist „Short n’ Sweet“ sehr viel losgelöster und unbeschwerter. Vor zwei Jahren sang Carpenter über Hassnachrichten, die sie erhielt, und die Vertrauensprobleme, die ihr Vater in ihr auslöste. Carpenter macht aus dem introspektiven, kleingeschriebenen bedroom pop einen großgeschriebenen Bedroom Pop. Denn auch Sexualität spielt in „Short n’ Sweet“ eine präsente Rolle. Die Sängerin verhandelt das Thema ganz offen. In ihrem Song „Juno“ ruft sie: „I’m so fucking horny!“ nachdem sie von pinken Handschellen und verrückten Sexstellungen singt. In „Bed Chem“ schwärmt sie von der sexuellen Anziehung zwischen sich selbst und einer anderen Person. Auch hier baut sie gekonnt den einen oder anderen Wortwitz ein, wie zum Beispiel: „Come right on me, I mean camaraderie“. Sie sagt die Dinge geradeheraus – aber mit einem nonchalanten Augenzwinkern.
Wie geht es weiter?
„Short n’ Sweet“ bietet eine Palette an verschiedenen Klängen. Mit kleinen Ausflügen in die Countrymusik erinnert Carpenter stellenweise an Dolly Parton (wie beispielsweise in „Slim Pickins“ und „Sharpest Tool“) und Kacey Musgraves (in „Please please please“). An anderen Stellen wiederum klingt sie wie Ariana Grande („Good Graces“). Ihre Stimme ist in jeder dieser Musikrichtungen gut aufgehoben. Nichtsdestotrotz wirkt es so, als würde sich Carpenter hier noch ausprobieren, um danach zu entscheiden, in welchem Genre sie sich am wohlsten fühlt. Man kann also gespannt sein, wie ihr nächstes Album klingen mag.
Insgesamt hat „Short n’ Sweet“ alles, was man sich von einem guten Sommeralbum wünscht. Gewitzte Texte und catchy Melodien, um die Sonne zu genießen aber auch den ein oder anderen nachdenklichen Moment. Kurzgesagt: das Album schafft es problemlos, die letzten Sommertage zu versüßen.