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Silje Nergaard: Nicht von schlechten Eltern

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(Foto: Hans Olav Forsang)

Mit Orchesterballaden und Jazzpop im Bandformat verneigt sich die norwegische Sängerin Silje Nergaard vor Mama und Papa – und das aus gutem Grund.

Silje, der Albumtitel „Tomorrow we’ll figure out the Rest“ klingt ein bisschen nach: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe doch auf morgen. Bist du eine Prokrastiniererin?

Silje Nergaard: Nein, überhaupt nicht. Aber ich finde es besser, im Heute zu leben. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht sofort lösen. Man macht sich Sorgen über dies oder das, aber Sorgen nehmen einem die Energie, die man zum Leben braucht. Also erledige ich heute das, was möglich ist – und morgen kümmere ich mich um den Rest.

Das Album ist deinen Eltern gewidmet. Haben sie dir diese Philosophie vorgelebt?

Nergaard: Auf jeden Fall. Besonders als meine Eltern jung gewesen sind, haben sie immer im Heute gelebt.

Und sie haben dich an die Musik herangeführt …

Nergaard: Ja, im Haus war immer ein ganzes Universum von Musik: Cliff Richard, Jazz, Joni Mitchell … Sie haben immer Party gemacht, es wurde viel getanzt und gesungen. Mein Vater hat auch E-Gitarre in einer Band gespielt. Ich glaube, deshalb hat meine Mutter sich in ihn verliebt.

Eine gute Schule fürs Leben. Siehst du dich mehr als Jazz- oder als Popsängerin?

Nergaard: Ich bin einfach eine Künstlerin. Vielleicht kann man sagen, dass ich Melodien mit Jazzfeeling erschaffe, und ich glaube, mein Alleinstellungsmerkmal ist, dass ich allen Genres gegenüber offen bin. Ich folge meinem Herzen.

Wie verlief bei der aktuellen Albumproduktion die Zusammenarbeit mit Vince Mendoza, der die Orchesterarrangements geschrieben hat?

Nergaard: Das war ein Prozess über mehrere Jahre. Ich habe Vince meine Entwürfe geschickt, die ich am Piano geschrieben habe. Manchmal fühlen sich Orchesterarrangements an, als seien sie nur Make-up für einen Song. Aber diese Arrangements intensivieren meine Texte total.

Geht es mit dem aktuellen Album auf Tour?

Nergaard: Ja, ich toure mit der Band, und es soll auch ein paar spezielle Konzerte mit Orchester geben, etwa am 15. August auf dem Oslo Jazz Festival. Wenn ein Song, den du am Klavier geschrieben hast, wirklich gut ist, kannst du ihn auf jedem Instrument und in jeder Besetzung spielen. Ich hoffe, das ist hier der Fall.

Bald ist wieder Eurovision Song Contest. Schaust du dir das an? Du hast ja in den 80er-Jahren auch mal beim norwegischen Vorentscheid mitgesungen …

Nergaard: Ich bin eigentlich kein großer Freund von solchen Wettbewerben und schaue ohnehin nicht so viel fern. Wenn, dann ab und zu mal eine Folge der Serie „Sopranos“. Wenn ich mal nicht unterwegs bin, mache ich irgendetwas im Haus, spiele auf meinem Flügel oder gehe im Wald spazieren. Ich bin ein aktiver Mensch und sitze nicht so gern herum. Also: Nein, beim ESC schalte ich eher nicht ein.

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