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Simone Lappert: Wurfschatten

Der Rausschmiss wäre nachvollziehbar gewesen. Doch Adas Vermieter erdenkt ein anderes Arrangement, um ihren Mietrückstand auszugleichen – eines, das die 25-Jährige vor ungeahnte Probleme stellt. Plötzlich ist da Juri in ihrer Wohnung, Enkel des Vermieters und fortan Adas Mitbewohner. Nun gilt es für Ada also nicht nur, irgendwie mit ihren Panikattacken und der ständigen Angst vor eben diesen fertigzuwerden, sie muss auch irgendwie dafür sorgen, nicht für verrückt gehalten zu werden.

Ein schwieriges Unterfangen – das Simone Lappert mit ruhiger Sprache greifbar macht. Es ist wunderbar zu lesen, wie die Romandebütantin ein feines Band zwischen ihren Figuren webt, es bis kurz vor dem Riss strafft, um es im nächsten Moment zu lockern und voll Leichtigkeit flirren zu lassen. „Wurfschatten“ tritt, trotz der als bedenkenswert umrissenen psychischen Belastung seiner Protagonistin, leise auf.

Lapperts Währung für Schwere ist Ernsthaftigkeit, nicht Drama. Wie Ada zögerlich in immer geringerem Abstand um Juri kreist, muss nicht mit Bedeutung aufgeladen werden, um lebendig und rührend zu sein. Man merkt der Sprache der 1985 geborenen Schweizerin die profunde literarische Ausbildung an, sie ist routiniert, gewitzt und voll unabgenutzter Bilder. Unter Bekrittelungszwang ließe sich monieren, dass „Wurfschatten“ im Grunde gänzlich folgenlos bleibt – die liebevolle Beobachtung des krumenweise abbröckelnden Widerstands von Ada gegen Juri und sich selbst ist dennoch lesenswert. (lan)

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