„Sirens“ bei Netflix: Reich und emotional parasitär

Kaschierte Hierarchie, gelogene Freundschaft: Emotionale Nähe der falschesten Art ist auf dem Luxusanwesen zu Hause, auf dem die Serie spielt. „Sirens“ kann jetzt bei Netflix gestreamt werden.
Als ihre Schwester einen riesigen Geschenkkorb mit Obst vor die Tür stellen lässt, platzt Devon der Kragen: Sie kümmert sich um den demenzkranken Vater und reibt sich beruflich auf, während Simone weder rangeht noch zurückruft oder per Messenger antwortet, auch nicht auf die Diagnose des Vaters. Als Devon kurzerhand zu Simone fährt, platzt sie in ein toxisch-kultiges Gemeinschaftsleben von Superreichen, die verzweifelt versuchen, ihrem öden Leben neben Luxus einen Sinn zu geben. Die Serie „Sirens“ kann jetzt bei Netflix gestreamt werden.
Michaela „Kiki“ Kell ist das emotionale schwarze Loch auf der Insel der Superreichen, wo sie ein riesiges Anwesen mit vielen Bediensteten bewohnt, die von Kikis persönlicher Assistentin Simone (Milly Alcock, „House of the Dragon“) mit harter Hand geführt werden. So hart Simone die Bediensteten rannimmt, so aufgeladen mit falscher Freundschaft ist ihre Beziehung zur Chefin, die eine möglichst enge und parasitäre Freundschaft mit ihrer Assistentin sucht und auch erwidert bekommt. Dass die beiden die Falschheit dieser Beziehung durchschauen, darf bezweifelt werden, sie geht bis zum Weitergeben eines genutzten Kaugummis von der Chefin zur Angestellten gegen Mundgeruch. Doch nicht nur diese Freunschaft ist durch und durch Fake, auch die Tierliebe Kikis – sie päppelt verletzte Falken wieder auf und entlässt sie gesund in die Freiheit – sowie viele weitere schon sektenähnliche Rituale, die sei gemeinsam mit ihrem seltsamen Freundeskreis absolviert erkennt man vom ersten Blick an als fast schon verzweifelte Bemühung, dem sinnlos-reichen Leben einen Sinn zu verleihen. Hier nun platzt Simones Schwester Devon (Meghann Fahy, „The White Lotus – Staffel 2“) rein und entlarvt mit wenigen Worten die Szenerie. Kein Wunder, dass Kiki (Julianne Moore, „The Room next Door“, „May December“) und Devons Schwester Simone sie so schnell wie möglich wieder loswerden wollen. Doch Devon lässt sich nicht so leicht vertreiben. „Sirens“ ist nicht nur unglaublich schwarzhumorig, die Serie hat auch mit zunehmendem Verlauf der Handlung auch eine stärkere ernsthafte Plotentwicklung aufzuweisen. Kurz: Billiges Reichen-Bashing gibt es hier nicht, vielmehr legt „Sirens“ die seelischen Untiefen auf allen Seiten offen. Showrunnerin Molly Smith Metzler ist auch Bühnenautorin. Die Serie basiert auf ihrem Theaterstück Elemeno Pea, das 2011 Uraufführung feierte.