Six By Seven
Man nehme das Sex-Pistols-Album „Never mind the Bollocks“ und vermenge es mit R.E.M.s „Life’s rich Pageant“. Was dabei herauskommt? Der Sound von Six By Seven auf „The Closer You Get“ (Connected/PIAS). Auch bei einer englischen Band muss es eben nicht immer Britpop sein, findet Sänger Chris Olley.
city.mag: Chris, wollt ihr beweisen, dass Punk noch lange nicht tot ist?
Chris Olley: Keine Frage, die Sex Pistols haben uns stark beeinflusst. Aber im Gegensatz zu Oasis kopieren wir nicht einfach alte Sachen. Wir haben dem Punk einzelne Elemente entnommen und daraus einen neuen Sound kreiert. Dass wir eine moderne Rockband sind, kann eigentlich niemand bezweifeln. Wenn du dir dagegen die neue Oasis-Single anhörst, erkennst du sofort, welche Beatles-Songs da verarbeitet wurden: ein paar Takte „Strawberry Fields“, ein paar Takte „Sergeant Pepper’s …“.
city.mag: Richtet sich euer Song „England and a broken Radio“ gegen Oasis?
Olley: Da rege ich mich über Bands wie Gay Dad auf. Die sind doch nur scharf auf das große Geld. Weil sich Cliff Jones eine Gitarre um den Hals gehängt hat, hält er sich jetzt für einen Star. Dieser Typ will sofort ganz groß rauskommen und sich auf sämtlichen Titelblättern wiederfinden.
city.mag: Euch interessieren also keine Cover-Storys?
Olley: So meine ich das nicht. Wir spielen jetzt seit sechs Jahren zusammen, da sollten wir schon mal auf einem Titelblatt sein. Wir sind es aber nicht. Wir verkaufen mehr Platten als Gay Dad, aber sie haben den größeren Werbeetat. Was sollen wir dagegen tun?
city.mag: Zum Beispiel Songs wie „Ten Places to die“ schreiben, die uns zum Nachdenken anregen.
Olley: Zuerst wollte ich die zehn Plätze wirklich auflisten. Dann habe ich gemerkt, dass man sie genauso gut umschreiben kann. Guck‘ dir bloß mal die Industrie an: Da schuftet einer sein Leben lang, geht mit 60 in Rente und stirbt kurze Zeit später am Herzinfarkt. Oder du brichst dir bei einem verrückten Spiel das Genick.
city.mag: Jeder schwebt permanent in Lebensgefahr?
Olley: Exakt. Ein Freund von mir ist mit Kopfschmerzen nach Hause gekommen. Eine halbe Stunde später lag er im Krankenhaus im Koma. Man muss sich immer darüber im Klaren sein: Plötzlich bist du tot.
Interview: Dagmar Leischow