„Sky Rojo“: Blutiges Drama in Staffel 2
Drei Huren auf Teneriffa haben ihrem Zuhälter den Krieg erklärt. Der eskaliert in Staffel 2 der Netflix-Serie „Sky Rojo“ noch einmal richtig.
Als Staffel 1 der spanischen Serie „Sky Rojo“ im Frühjahr dieses Jahres auf Netflix an den Start ging, gab es großes Lob auch von kulturnews. Jetzt kommt Staffel 2 von „Sky Rojo“, und die drei Frauen drehen so richtig auf. Allerdings sind Coral, Wendy und Gina nicht mehr die Huren im kurzen Kleidchen. Die Fortsetzung knüpft unmittelbar ans Ende der ersten Staffel an, Coral ist bei ihrem Zuhälter und Ex-Chef Romeo im Puff, zieht sich 17 cm reinstes Koks rein und plündert Romeos Tresor.
Doch „Sky Rojo“ hat jetzt noch einen zweiten Handlungsstrang, in dem Gina die schwer verletzte Wendy auf dem Motorrad in Sicherheit bringen will. Als Christian, der sie umbringen soll, sich ihnen in den Weg stellt und wissen will, wo sein Bruder ist, bietet er ihnen dauerhaften Frieden an. Christian will nicht mehr kämpfen, er will sein Leben ändern. Doch das ist genau der dramaturgische Kniff von Álex Pina und Esther Martínez Lobato. Die Showrunner, die auch schon die Netflix-Serie „Haus des Geldes“ produzierten, geben jedem noch so perfiden Gangster ein menschliches Antlitz. Als Christian seine Waffe in den Sand wirft und sich Wendy und Gina ergibt, schneiden Pina und Lobato Szenen aus der Vergangenheit dazwischen, in denen Christian und sein Bruder Moisés Gina gemeinsam vergewaltigen, um sie für den Puff gefügig zu machen. Wenn man das gesehen hat, möchte man als Zuschauer, dass Wendy einfach nur noch abdrückt.
Die zweite Staffel „Sky Rojo“ ist in der ersten Folge reinster Revenge-Film. Männer werden in ihren Autos lebendig begraben oder müssen das zweitwichtigste katholische Gebet „Gegrüßest seist du, Maria“ wie ein Mantra immer und immer wieder aufsagen – sie können es auswendig, denn wir sind ja auf Teneriffa in Spanien. Puffbetreiber und ihre Handlanger können alle katholischen Rituale in- und auswendig. Sie sorgen sich um ihre Mütter, sie pflegen innige Freundschaften, und sie stellen die Frage nach dem Sinn des Lebens. Gleichzeitig sind sie moralisch verkommen und erwecken nicht den Eindruck, dass sie sich bessern könnten.
Wenn die Handlung in den weiteren Folgen auf diesem Niveau weitergeht, ist „Sky Rojo“ die Erzählung einer gerechten weiblichen Rache mit philosophischem Tiefgang, ein blutgies, ergreifendes Drama, das ein ganz schlimmes Ende nehmen wird. jw