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Sliwowitz und Blasmusik

Filmmusik war Goran Bregovićs Schlüssel zum Erfolg, aber davon will er heute nichts mehr wissen. Viel zu kommerziell. Seine Musiker besticht der Serbe manchmal trotzdem mit Geld – und mit Alkohol.Interview: Holger Erdmann

kulturnews: Herr Bregović, ihr neues Album heißt „Alkohol“. Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Goran Bregović: Normalerweise trinke ich nicht. Nur auf der Bühne, da muss es was zu trinken geben. Das steht auch immer in unseren Verträgen. Beim Konzert trinke ich ein bisschen und gebe den Musikern ein bisschen Geld. Das hilft bei der Stimmung.

kulturnews: Wenn sie dem Alkohol gar nicht so zugetan sind, warum haben Sie ihm dann Ihr aktuelles Album gewidmet?

Bregović: Das war blanker Zufall. Ich war zum Guca-Festival im Süden Serbiens eingeladen, auf dem viele Bläsergruppen gegeneinander antreten. Bei diesem Konzert habe ich eine Menge getrunken. Deshalb dachte ich mir, dass es keine blöde Idee wäre, aus diesem Material eine CD fürs Trinken zu machen.

kulturnews: Wo liegt die Verbindung zwischen Musik und Alkohol in Ihrer Kultur?

Bregović: Die Musik des Balkans wurde von jeher zum Trinken gemacht. Ich musste also nicht mal nach einer Entschuldigung suchen, denn ich stamme aus dieser Tradition. Unser Pflaumenschnaps Sliwowitz passt bestens zu einer Bläserband, denn die Blasmusik des Balkans ist nicht nur Musik, sie ist auch verrückt. So verrückt wie wir.

kulturnews: Wie meinen Sie das?

Bregović: Ich glaube, dass ein Teil unseres Wahnsinns daher kommt, dass wir Sliwowitz trinken, der meist Zuhause gebrannt wird und dehalb oft nicht sehr sauber ist. Es ist eine Menge Methylalkohol drin. Ich glaube, wir sind so verrückt, weil wir seit Jahrhunderten diesen Schnaps trinken.

kulturnews: Für manche Leute ist Alkohol reines Teufelszeug. Was ist er für Sie?

Bregović: Alkohol kann man missbrauchen, aber man kann damit auch eine Menge schöner Momente erleben. Auf das Maß kommt es an.

kulturnews: Bekannt wurden Sie mit ihren Filmmusiken für Emir Kusturica. Warum haben Sie diese Arbeit fast völlig aufgegeben?

Bregović: Ich bin kein guter Filmkomponist, denn meine Musik ist zu aggressiv und zu melodisch. Außerdem geht es bei den meisten Filmen nur noch um Kommerz. In dieses System passe ich nicht rein.

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