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„So long, Marianne“: Leonard Cohen, Marianne Ihlen und die Last der Liebe

So long, Marianne Eine Leonard-Cohen-Story NDR ARD-Mediathek
Wiedersehen auf Hydra: Leonard (Alex Wolff) und Marianne (Thea Sofie Loch Næss) (mit Christian Wilsgård). Die Serie „So long, Marianne“ läuft linear im NDR und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden. (Foto: © NDR/Nikos Nikolopoulos)

Am 21. September wäre Leonard Cohen 90 geworden: Jetzt läuft die Serie „So long, Marianne“ über die Liebe zwischen dem kanadischen Songwriter und der Norwegerin Marianne Ihlen im NDR und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden.

Die achtteilige Serie über die Liebe zwichen dem Schrifsteller und Singer/Songwriter Leonard Cohen und der Norwegerin Marianne Ihlen beginnt nicht so schnell, wie man meinen möchte: Die ersten beiden Folgen über laufen sich die Zwei lediglich ab und an im Hafen der Insel Hydra über den Weg oder sehen sich in der gleichen Kneipe. Die Serie „So long, Marianne“ kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden und läuft Anfang Oktober im NDR.

Vom Ende der 1950er Jahre an war die griechische Insel Hydra ein Hot Spot für Künstler, Journalistinnen und Schrifsteller in der Krise – oft in Kombination mit einer finanziell klammen Lage. Doch die Mieten waren damals günstig, und im Lebensmittelladen konnte man genauso anschreiben lassen wie in der Kneipe. Als die Norwegerin Marianne Ihlen (Thea Sofie Loch Næss) mit ihrem Mann, dem Schrifsteller Axel Jensen (Jonas Strand Gravli) nach Hydra kommt, wird sie von der Schriftstellerin und dreifachen Mutter Charmian Clift (Anna Torf) lose unter die Fittiche genommen, später kommt auch Leonard Cohen Alex Wolff („Oppenheimer“, „A quiet Place: Tag Eins“) auf der Insel an – ihm fällt bereits am ersten Tag die blonde Norwegerin auf, die mit mehreren Wasserkrügen und Wein beladen in Richtung Wohnung unterwegs ist. Erst Jahre später wird er sie erneut direkt ansprechen und ihr auch dann noch nicht seine Liebe gestehen, statt dessen aber ihren Sohn in den Schlaf singen. So zart beginnt die Liebesgeschichte zwischen dem noch erfolglosen und immer wieder unter Depressionen leidenden Schrifsteller und späteren Singer/Songwriter. Regisseur Øystein Karlsen („Exit“) und Regisseurin Bronwen Hughes haben das achtteilige Biopic immer wieder mit Gedichten Cohens aus dem Off unterlegt – es funktioniert und macht aus der Serie auch dann eine poetische Geschichte, wenn männliche Gewalt die Handlung dominiert, was damals schlicht Standard war trotz aller sexuellen Befreiung und der durchstartenden Emanzipation der Frauen.

Eingerahmt ist sie Serie von Leonard Cohens letztem Brief an die sterbende Marianne Ihlen im Jahr 2016. Cohen sollte sie nur um wenige Monate überleben, im Brief kündigte er sein baldiges Nachfolgen bereits an. Von diesem Sterbebett aus geht „So long, Marianne“ zurück in die späten 1950 Jahre und erzählt nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Cohen und Ihlen, sondern vor allem auch von den Tiefs in der Beziehung. Cohens Egozentrik konnte, wie die Serie zeigt, nicht von seiner absoluten. Liebenswürdigkeit überlagert werden, eine betont zurücknehmende, für einen Mann damals sehr ungewohnte Art. Doch schon bald zeigt sich, dass sie in Krisensituationen lediglich der Flucht vor der Verantwortung diente. Auf diese Weise zeigt „So long, Marianne“ viel mehr als nur eine Liebesgesichte zweier bekannter Personen der damaligen Zeit. Die Serie gewährt – so weit sie authentisch sein kann – Einblick in einen Intellektuellenzirkel zwischen Rotwein und harten Drogen, zwischen Kommerz und Esoterik und zwischen Liebe und Gewalt. Und wenn prominente Künstlerinnen und Künstler auftauchen – von Lou Reed, Nico und Andy Warhol auf der einen sowie die Künstlergemeinschaft im Hafen von Hydra auf der anderen Seite, kann es in der Serie sogar sehr lustig werden. Vor allem, wenn Leonard Cohen auf Hydra die ersten Male eines seiner schwer depressiven Lieder zur Gitarre singt und die gesamte versammelte Künstlerschaar – eine jede und ein jeder auf je eigene Art  und Weise – gerade miteinander verkracht ist oder sonstige Problem im Gesicht zur Schau stellt. Dass „So long, Marianne“ sehr trocken in der Darstellung dieser Befindlichkeiten ist, macht die Serie absolut zum Genuss.

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