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Sophia Kennedy über „Squeeze me“: Quer fällt ein

Sophia Kennedy - Tom Otte HM_STILL_
(Foto: Tom Otte)

Für ihr drittes Album hat sich Sophia Kennedy von den unwahrscheinlichsten Orten inspirieren lassen.

Sophia, wenn du auf dein Debüt „Sophia Kennedy“ zurückblickst und mit „Squeeze me“ vergleichst: Wo ist für dich persönlich der größte Unterschied zu hören?

Sophia Kennedy: Auf dem ersten Album war es mir ein großes Anliegen, alles zu untermauern und durch das Schichten und Stapeln von Chören und Arrangements eine Größe zu erzeugen. „Squeeze me“ ist für meine Verhältnisse ein minimaleres Album geworden: Es ist alles nicht so dicht, es gibt mehr Platz und Konzentration auf eine Stimme, trotzdem gibt es psychedelische Momente und seltsame Stimmungen.

Die Vocals nehmen auf dem Album eine ganz eigene Rolle ein, als wären sie mit den Instrumenten wie Bausteinchen aneinandergesetzt. Ist es dir ein Bedürfnis, deiner Stimme diesen besonderen Raum zu geben?

Kennedy: Ich weiß nicht, ob das ein bewusstes Bedürfnis ist, aber ich frage mich schon oft, wieviel Raum und Platz der Text braucht. Auch in der Art, wie er dann gesungen wird, um eine Nähe herzustellen. Das ist, was mich interessiert – aber auch das Spiel mit Distanz. Beim ersten Album habe ich eher eine Distanz geschaffen, durch eine Strenge und Bestimmtheit in der Stimme. Mit dem neuen Album habe ich manchmal versucht, eine Nahbarkeit und Intimität herzustellen. Und deswegen, glaube ich, kann es sein, dass es auf dem Album viel mehr eine Stimme gibt, die direkter zu einem spricht.

Stichwort nahbare Musik: Wenn du eine Alltagsszene mit einem Song aus dem Album untermalen müsstest – welcher wäre das, und was passiert da?

Kennedy: Meiner Meinung nach kann man die Stücke immer hören, auch beim Staubsaugen. Ich finde es toll, wenn die Musik aus meiner eigenen Welt gerissen und in einen völlig neuen Kontext gesetzt wird. Also wenn man zum Beispiel „Feed me“ in der Kinderkrippe spielen würde und auch auf dem Hamburger Dom oder in einer Bar. Da verschiebt sich auch die Bedeutung des Songs, je nachdem, in welcher Szene man ihn stellt. Das ist ja das Schöne: Wenn ein Song einmal in der Welt ist, gehört er nicht mehr mir allein.

Bleiben wir mal bei Szenen und Film. Hast du „White Lotus“ geguckt?

Kennedy: Ja!

„Nose for a Mountain“ könnte vom Stil her ein passender Soundtrack für die Serie sein. Man fragt sich beim Hören: Was kommt da jetzt im Hintergrund? Es passt auch, weil der Song, genau wie die Titelmusik der Show, eine düstere und mystische Atmosphäre aufbaut. Könntest du dir vorstellen, Musik für eine Serie zu produzieren?

Kennedy: Es ist toll, dass du die Verbindung herstellst, weil Cristóbal Tapia de Veer auf jeden Fall ein Einfluss für manche Songs auf dem Album gewesen ist. Seine Titelmusik ist wahnsinnig psychedelisch, und wie du sagst, hat sie zum einen eine fast unheimliche und bedrohliche Stimmung, auf der anderen Seite ist sie ultra catchy. Diese Art von Psychedelik interessiert mich, bei der die Stimmung nicht ganz eindeutig ist. Das war bei „Nose for a Mountain“ und bei „Rodeo“ so. Wir haben in dem Zusammenhang oft über die Titelmusik von „The White Lotus“ gesprochen. Und klar kann ich mir vorstellen, für eine Serie die Musik zu produzieren. Meine Telefonleitung ist offen, sollte sich wer melden.

Welche Musik war noch Inspirationsquelle?

Kennedy: Tatsächlich richtig viel. Wir arbeiten sehr eklektisch und lassen quasi jeden Einfluss zu. Ich war irgendwann in so einer Morricone-Phase, in der ich mich mit großen Kompositionen und Filmmusik beschäftigt habe. Als es losgegangen ist mit dem Album und ich noch nicht genau gewusst habe, wohin die Reise geht, habe ich mir selbst eine kleine Aufgabe erteilt: Einmal am Tag eine Mini-Komposition schreiben, also nur zwei Minuten oder so, die aber so groß und schwelgerisch wie möglich sein soll. So ist dann „Upstairs Cabaret“ entstanden, was auf dem Album gelandet ist. Das ist nur ein Beispiel.

Diese Offenheit für Einflüsse, das Eklektische, die Mini-Kompositionen – das zeigt, wie frei du an das Album rangegangen bist. Ist das denn noch Pop, was du machst?

Kennedy: Ich glaube, dass es vielleicht für die Popwelt zu underground ist und für den Underground zu poppig. Aber wer soll das genau bestimmen…

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