Sophie Ellis-Bextor
Ihr Debüt verkaufte sich über anderthalb Millionen Mal, und mit „Shoot from the Hip” will Sophie Ellis Bextor wieder ganz nach oben. Doch die Tage als englische Dance-Queen sind wohl vorbei.
Sie fielen dem Wasserstoff zum Opfer. Einfach so. Und ihrer Besitzerin tut es nicht mal Leid. Mit aschblonden Haaren sitzt Sophie Ellis Bextor auf der Hotelcouch und findet es amüsant, dass alle ihr zuerst diese haarige Frage stellen. „Nachdem ich auf Tour rote Strähnchen hatte, bin ich wohl ein wenig süchtig nach meinem Friseur geworden”, lächelt sie. „Aber ich fühle mich wohl mit dieser Farbe. Es ist die Umwelt, die so sonderbar reagiert.”
Kein Wunder, schließlich gehörten Haare in Rabenschwarz zu Sophies Markenzeichen, seit sie 2001 ihren Tanzschuh auspackte. „Ich bin jetzt eine Hitchcock-Blondine“, sagt sie. „Wie Tippi Hedren. Ich muss nur noch an einem poshy Akzent arbeiten, dann bin ich wie sie.“ Sie gibt eine Kostprobe ihrer dunklen, dreckigen Lache, die so gar nicht zur ihrer eleganten Erscheinung passt.
Frauen sagt man gerne nach, dass sich einschneidende Veränderungen in ihrer Frisur niederschlagen. In der Tat passierte einiges in Sophies Privatleben, seit sie Hit auf Hit landet. Sie entliebte sich von ihrem langjährigen Freund, der aber weiter ihr Manager ist. Ein Funkeln in ihren Augen verrät jedoch, dass sie nicht lange solo blieb. Sie zog vom rauen Nord-Londoner Stadtteil Camden ins vornehme Notting Hill – weil sich das so gut in Zeitungsartikeln macht, scherzt sie. Und sie entdeckte eine neue Ernsthaftigkeit an sich selbst.
„Als wir mit dem Schreiben neuer Songs anfingen, dachte ich erst, ich hätte nur noch etwas über Dinge zu sagen, die in Verbindung mit Ruhm und Erfolg stünden. Aber zum Glück gibt es da noch die andere Person.” So ist auf ihrem zweiten Album nur ein Hinweis auf Showbiz-Erfahrungen aufzuspüren, und zwar im Song „The Walls keep saying your Name”. „Ich ging in diese Bar“, erzählt sie, „und hörte von überall Stimmen, die meinen Namen flüsterten. Das war merkwürdig – als würden die Wände meinen Namen sagen. Aber mir gefiel dieses Gothic-Horror-Gefühl.”
„Shoot from the Hip” ist– wie der Albumtitel schon sagt – ein Schnellschuss, und er fiel Sophie unerwartet leicht. Erneut feilte sie im Studio gemeinsam mit Musiker-Prominenz an ihren Songs: Gregg Alexander (Ex-New-Radicals), Alex James (Blur), Andy Cato (Groove Armada) und Bernard Butler (Ex-Suede) waren diesmal mit dabei. „Butler gestand meinem Manager im Pub, dass er ein Fan von mir sei. Leider sind es immer nur Männer“, seufzt sie, „die sich für eine Zusammenarbeit anbieten.”
Auch die Pet Shop Boys. „Ich sagte ihnen, es wäre cool – und dann passierte lange überhaupt nichts. Irgendwann bekam ich einen Song geschickt, den sie für mich geschrieben hatten. Aber es war zu spät. Ich möchte auch nicht einfach nur ein Stück von irgendjemand nehmen, sondern lieber mit den Leuten zusammen schreiben. Ich fand’s auch ein bisschen unhöflich, nicht mal eine Karte beizulegen.”
Einige ihrer neuen Songs kommen geradezu ruhig daher – „You better not kill the groove” war eben gestern. „Ich werde nicht weinen, wenn es einigen jetzt zu erwachsen klingt. Ich denke, ein Teil meines Erfolges rührt daher, dass es mich nicht kümmert, wenn ich keinen mehr habe. Denn ich mag die momentane Qualität meines Lebens. Ich bin glücklich, habe genügend Zeit, um kreativ zu sein – und für mein Privatleben.”
Zum Beispiel, um sich Konzerte von Justin Timberlake anzusehen. „Mein Gott, sein Tanz ist wirklich so sexy“, schwärmt sie. „Wie groß ist der wohl? Größer als ich?” Schulterzucken. „Nun ja, eigentlich haben mir die Goldfrapp- und Radiohead-Konzerte sogar besser gefallen. Aber ich stehe auf Männer, die kompetent sind und sich unter Kontrolle haben. So wie Eminem. Oder Jack White von den White Stripes. Der erinnert mich ein bisschen an River Phoenix.”
Katja Schwemmers