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Sorgenbrecher im Interview

Die Punk-Poeten

“Der Junge ist schwierig, was machen wir bloß mit ihm? Will er wirklich Krieg, oder ist es nur eine Laune, und die geht dahin?” Der Text läßt eher innehalten, nachdenken, doch die fette Gitarrensounds und harte Drums regen zum Pogen an. Dann der Blick auf die CD-Hülle, auf der ein brennender Teddy durch die Luft fliegt. Die Hamburger Newcomer Sorgenbrecher , benannt nach ihrer Stammkneipe am Kiez, werfen einige Fragen auf. Mit ihren Staukonzerten zwischen München und Flensburg sorgen sie auf Autobahnraststätten für Furore. Die K!N trafen Frontman André Radtke und Bassist Pat Benzner vor der Tour zum Interview.

K!N: Ihr werdet gerne und oft mit den Ärzten und den Toten Hosen verglichen. Was gefällt euch denn besser?

André: Wenn wir tatsächlich so wie die beiden Bands wären, dann könnten wir sofort aufhören.

K!N: Was macht euch denn so anders als die Hosen?

André: Es gibt bei uns Texte, die sie so nicht singen würden. Und umgekehrt. Und das, obwohl wir sicherlich oft ähnlich empfinden und das auch in dem gleichen geilen Musikgefühl ausdrücken.

K!N: In vielen eurer Texte geht es um die Frage, wie Gewalt entsteht. Wie schafft man sie denn wieder ab?

André: Interessante Frage. Viele sehen das Beziehungsthema im Vordergrund unserer Musik. Aber das ist ja nur die eine Seite. Viele Leute suchen ihr Glück in der Beziehung, bauen sich eine Welt auf, in die sie sich zurückziehen können. Das hat natürlich etwas Schwärmerisches, was in unseren Songs auch immer wieder zum Ausdruck kommt. Ja, es geht um die Entstehung von Gewalt, und ich denke, das Beste, was man machen kann, ist, sich mit Freunden zusammenzutun, sein Ding zu machen und zu begreifen, daß da draußen Scheiße läuft – die man aber nicht ändern kann.

K!N: Klingt gut. Aber so einfach ist es ja oft nicht. Die Tatsache, daß ihr mal beim Proben einen Stuhl aus dem Fenster geschmissen habt, hat euch den Ruf eingebracht, anstrengend zu sein.

Pat: Es waren eher die Zeiten, die anstrengend waren. Wir haben vor vier Jahren in Kiel als “Mono” angefangen und versucht, hochzukommen. Und da gab´s natürlich mal Streß … Jetzt können wir drüber lachen, aber es sind schon genau diese Zeiten, die uns als Band und Freunde zusammengeschweißt haben.

K!N: Warum zündet Ihr denn Teddys an?

Pat: Da steckt das Kuscheltier, die Erinnerung an die Kindheit, drin, und dann wird dieses Liebesobjekt einfach angezündet und weggeworfen, was etwas unheimlich Brutales hat. Denn wer zündet schon ernsthaft seinen Teddy an? Aber genau dieser Kontrast hat eine gewisse Kraft.

K!N: Und warum spielt Ihr im Stau?

André: Auch wieder ein sehr reizvolles Kontrastprogramm. Ich verbinde mit Autobahnraststätten etwas völlig anderes als Party und Musik. Einfach langweilige Schuppen, in denen es Kaffee gibt. Und es macht wahnsinnigen Spaß, das zu ändern.

Interview: Britta Lippold

Sorgenbrecher”: Musik im Kontrastfeld.

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