„Sorry we missed you“ bei Arte: Wenn der Paketbote umsonst klingelt

Dass der Job als selbstständiger Paketfahrer keinesfalls eine Goldgrube ist, merkt Familienvater Ricky nur allzu schnell …
Heute bei Arte und bis 15. Mai in der Arte-Mediathek verfügbar: „Sorry we missed you“ vom britischen Altmeister Ken Loach. Nach diesem Film wird man die allzu gern verfluchten Paketzusteller mit anderen Augen betrachten. Ricky ist einer von jenen, die in Newcastle mit ihrem Lieferwagen durch die Stadt hetzen. Er hatte sich als selbstständiger Paketfahrer endlich etwas Wohlstand erhofft, doch stattdessen häufen sich nun die Schulden: Die vermeintliche Freiheit als Franchisenehmer erweist sich als moderne Form der Sklaverei. Und auch seine Ehefrau Abbie, eine Altenpflegerin, ist Opfer einer ausbeuterischen neoliberalen Marktwirtschaft.
Ken Loach („Ich, Daniel Blake“) hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sein Herz links und für die sozial Benachteiligten schlägt; dennoch ist „Sorry we missed you“ weder Agitprop noch Sozialkitsch. Loach beobachtet den Arbeitsalltag seiner beiden Hauptfiguren mit einem fast dokumentarischen Blick, und auch die Momentaufnahmen aus dem zunehmend unter dem Dauerstress leidenden Familienleben wirken auf beklemmende und berührende Weise glaubwürdig. Wie Ricky und Abbie – großartig gespielt von Kris Hitchen und Debbie Honeywood – dabei auch um ihre Würde kämpfen, lässt einem bisweilen den Atem stocken. ascho