Speech
Speech, Ex-Frontmann von Arrested Development, hat mit „Hoopla“ sein zweites Soloalbum herausgebracht. Im Gespräch mit kulturnews verriet er nicht nur seine ganz persönliche Meinung zum Hip Hop, sondern auch, daß er des Raps Frühwarnsystem ist.
kulturnews: Speech, wenn man sich „Hoopla“ anhört, scheint es, als wenn sich deine Definition von Hip Hop von der Mehrheit unterscheidet…
Speech: Es ist so: Es gibt viele Leute die meinen zu wissen, was Hip Hop ist, indem sie ihm ein Käppchen verpassen. Das funktioniert so nicht. Diese Leute – Puristen – meinen, im Hip Hop kann es unmöglich richtigen Gesang geben. Heutzutage singt jede Hip-Hop-Band, die es gibt. Der Punkt ist, wenn man versucht, Hip Hop Regeln aufzuerlegen, ist es wie mit dem T-Rex in „Jurassic Park“: Er findet eine schwache Stelle im Zaun und bricht aus. Hip Hop findet immer einen Weg, sich zu reproduzieren. Ich habe das nur ein bißchen früher erkannt als andere. Dieser Musik kann man nicht eingrenzen, sie wird immer weiter wachsen, vor-und zurück gehen, sich recyclen.
kulturnews: Hip Hop ist das ideale Vehikel, alle möglichen Musikstile zu vereinen?
Speech: Ja. Hip Hop ist wie ein Schwamm: Er saugt auf, wo immer er gerade ist. Er ist so etwas wie die unvergängliche Schabe der Musik. Hip Hop wird es immer geben, auch in 50 Jahren, weil er alle Einflüße aufnimmt, die da sind. Somit kann Hip Hop auch nicht außer Mode kommen.
kulturnews: Fühlst du als Hip-Hop-Sänger eine besondere Verantwortung?
Speech: Definitiv. Ich will den Menschen intelligente Musik geben. Und davon gibt es viel zu wenig. Es ist so viel leichter, nicht intelligent zu sein. Jede Platte, die je gemacht wurde, macht die Welt zu einem besseren oder schlechteren Ort. Ich mache meine Musik nicht, um die Welt zu verändern, aber wenn es passiert, ist das wunderbar. Letztens nach einem Konzert in Seattle kam eine hemmungslos weinende Frau zu mir und sagte: Speech, du hast mir das Leben gerettet. Ich konnte das nicht glauben, ich hatte diese Frau ja nie vorher gesehen. Dann erklärte sie: Ich habe ein volles Jahr deine Musik gehört. Das war in dem Jahr, in dem ich mich umbringen wollte. Heute bin ich am Leben wegen deiner Musik. Wenn man so etwas hört, ist das ein echter Segen. Da habe ich die Welt zu einem besseren Ort gemacht, ohn es zu wissen.
Interview: Volker Sievert