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Spotlight

Der Journalismusthriller „Spotlight“ mit Michael Keaton bietet Fakten, Fakten und Fakten – und ist doch großartiges Kino!

Kann man sich in einem Film etwas Trostloseres vorstellen, als Menschen, die reden, konferieren, telefonieren, Akten durchwühlen und die Ergebnisse all dessen in einen mausgrauen Computer eintippen – und das alles nicht nur einmal, sondern jede Szene wieder? „Spotlight“ von Tom McCarthy zeigt genau das, ist aber einer der spannendsten und besten Filme des Jahres. Zu sehen ist eine heute vom Aussterben bedrohte Art bei der Arbeit, und zwar nur dabei: investigative Journalisten, die vertuschte, illegale Vorgänge in Politik und Wirtschaft ausgraben und ans Tageslicht bringen.

„Spotlight“ ist auch der Name des Investigativteams, das 2001 bei der Tageszeitung Boston Globe einen Missbrauchsskandal von ungeheuerlichem Ausaß aufdeckte. In der Bostoner Diözese hatten über Jahrzente hinweg katholische Priester Kinder missbraucht. Wenn das aufflog, wurden die Täter einfach versetzt und der Mantel des Schweigens über die pädophilen Taten ausgebreitet. Bis ein halbes Dutzend Journalisten sich der Sache annahm und in monatelangen Recherchen und in über 600 Artikeln der Öffentlichkeit das ganze Ausmaß des Grauens präsentierte.

Der Film, in dem unter anderem Michael Keaton, Mark Ruffalo, Rachel McAdams und John Slattery („Mad Men“) die unermüdlichen Zeitungsleute spielen, gewinnt durch Reduktion: Indem McCarthy sich mehr noch als der artverwandte Klassiker „Die Unbestechlichen“ auf das Tagewerk der Reporter beschränkt, gelingt ihm nicht nur ein mitreißender Tatsachenthriller. „Spotlight“ ist auch eine Hommage an eine Zunft, die in digitalen Zeiten immer mehr kaputtgespart wird – die aber doch, der Film und der wahre Fall beweisen es, systemrelevant ist für eine funktionierende Demokratie. (vs)

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