Stella Donnelly
Stella Donnellys Debütalbum "Beware of the Dogs" strotzt vor gewitztem Feminismus. Im April kommt die Musikerin damit auf Tour.
Ab April geht Stella Donnelly mit ihrem großartigen Debütalbum „Beware of the Dogs“ auf Tour – und macht auch in drei deutschen Städten Halt. Wir haben mit ihr über konstruktives Wütendsein und den Sexismus der Musikindustrie gesprochen.
kulturnews: Stella, letztes Jahr hast du im Interview von deiner Erfahrung erzählt, im Hamburger Molotow von einem erstaunten Angestellten mit den Worten „Oh, eine Lady mit Gitarre“ begrüßt worden zu sein. Passieren dir diese Sexismen noch immer?
Stella Donnelly: Leider ja, so was passiert dauernd. Und das sagt viel mehr über die Musikindustrie als Ganzes als über den Einzelnen aus. Aber ich blaffe auch gerne mal zurück, aus welchem Kaff jemand kommt, dass er 2019 überrascht ist, wenn eine Frau weiß, wo sie den Verstärker einstöpseln muss. Und wenn du sie maßregelst, erziehst du sie auch ein bisschen. Bei der nächsten Musikerin werden sie das wohl nicht mehr sagen!
kulturnews: Auf deinem Album „Beware of the Dogs“ geht es aber nicht nur um Musikerinnen.
Stella Donnelly: Ich wollte darüber schreiben, welche Erfahrungen ich als Frau grundsätzlich mache. In „Old Man“ und „Tricks“ zeige ich mit dem Finger auf Männer, die sich dringend weiterentwickeln sollten. Es gibt aber auch Songs, die von Liebeskummer handeln. Oder davon, wie es ist, wenn man sein Zuhause vermisst oder der Boss einem noch Geld schuldet.
kulturnews: Trotz deines Punk-Hintergrunds schlägst du mit deinem Gesang einen eher versöhnlichen Ton an – wo bleibt denn da die Wut?
Stella Donnelly: Es ist doch so: Wenn ich eine Unterhaltung führen will, den anderen dabei aber anschreie, ist das sicherlich keine gelungene Kommunikation. Du wärst von meiner Lautstärke so abgelenkt, dass du dich nicht auf den Inhalt konzentrieren kannst oder willst. Da mache ich lieber einen Scherz, der dich zum Lachen aber auch zum Nachfragen bringt.
kulturnews: Und trotzdem bist du sehr eindeutig. In „Old Man“ warnst du uneinsichtige alte Säcke: „You grabbed me with an open hand. The world is grabbing back at you.“
Stella Donnelly: Wir schlagen zurück, weil wir müssen – es ist eine Frage des Überlebens. Wir greifen keine Männer an, sondern das Patriarchat. Feminismus hilft nicht nur Frauen, diese Bewegung ist für alle da. Sie sorgt dafür, dass Männer weniger Selbstmord begehen, weniger gewalttätig sind und ihre Rollen hinterfragen. Ich werde diesen Song so lange singen, bis er nicht mehr notwendig ist.
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