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„Stöpsel“ – Schauspielerin mit Angstzuständen wird gefordert

Stöpsel Arte-Mediathek Web Only
Eléonore ist angehende Schauspielerin und leidet an Angstzuständen. Eléonore Costes spielt die Hauptrolle, schrieb das Drehbuch und führte Regie. (Foto: © Eliot Mathieu)

In der Arte-Mediathek startet die wunderbare französiche Dramedy-Serie „Stöpsel“ mit der Drehbuchautorin Eléonore Costes in der Heuptrolle und auf dem Regiestuhl.

Web Only: Die französische Serie „Stöpsel“ wird aussschließlich in der Arte-Mediathek als Stream angeboten. Die Dramedyserie handelt von Eléonore, von allen seit Kindheitstagen immer nur Stöpsel genannt oder auch Lolo. Eléonore ist angehende Schauspielerin und leidet unter Angstattacken. Demnächst hat sie ihren ersten großen Dreh in Japan, doch dann erfährt sie, dass ihr Vater an Darmkrebst erkrankt ist.

Lolos Familie ist mehr als nur schräg und hat gleichzeitig mit Schicksalsschlägen zu kämpfen: Die Mutter (Muriel Combeau, „Candice Renoir“) ist Kettenraucherin und steckt sich sogar nachts im Bett eine an, wenn ihr Mann (Arno Chevrier) mal wieder aus Alpträumen aufwacht. Während die Eltern mit ihrem zunehmenden Alter überhaupt nicht klarkommen und nach wie vor sehr ungesund leben, erscheint Stöpsels Schwester, von Beruf Rechtsanwältin und aktuell werdende Mutter, als die einzige Erwachsene im Ensemble von Pubertierenden allen Alters. Denn Stöpsel, ihre jüngere Schwester Eléonore (Eléonore Costes), ist noch tief in ihrer Selbstfindungsphase und wird nicht nur aufgrund ihrer Angstatttacken von allem verunsichert. Sie hat hört zwar immer wieder einen beruhigenden Podcast, wechselt aber jedes Mal schon nach kurzer Zeit zu Mitschnitten von Funksprüchen katastrophaler Flugzeugabstürze. Dass diese Gemengelage einer Familie überhaupt funktioniert, liegt am Schauspiel aller, aber auch am Drehbuch und der Inszenierung. Eléonore Costes, die nicht nur die Hauptrolle der Stöpsel spielt, hat auch das Buch geschrieben und beim Dreh der Serie Regie geführt. Das Ergebnis ist ein wunderbares Familienporträt mit Stöpsel im Zentrum. Minutenlangem Geschrei im Wohnzimmer folgen intensive Momente des ruppig verpackten liebevollen Umgangs miteinander und das gemeinsame Baden aller drei Frauen in der heimischen Badewanne. Der ruppige Umgang miteinander ist notwendig, weil die Charaktere so unterschiedlich sind, dass sie – sollen sie glaubwürdig sein – anders nicht agieren könnten. Wohin die erzählerische Reise des Achtteilers gehen wird, kann nach Sichtung von drei Folgen noch nicht gesagt werden, wohl aber kann gesagt werden, wie die Haltung der Serie „Stöpsel“ zu ihrem Personal ist: respektvoll bei aller Komik und liebevoll bei aller Dramatik. Vor allem aber hebt sich die Serie von den vielen anderen Produktionen ab, die in den vergangenen Jahren die Weigerung junger Menschen behandelten, reif und erwachsen zu werden, und dabei oft in billigen Klischees versanken. Die Serie wurde in Lille beim renommierten Serienfestival „Séries Mania“ im Wettbewerb der Kurzformate gezeigt.

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