kulturnews Stuttgart
Das Beste aus zwei Wochen: Theater, Tanz, Klassik, Pop, Rock und Entertainment.
Konzert | Porsche-Arena Stuttgart 8. 11., 20 Uhr
Dermot Kennedy
Irish Folk und Kanye West, Straßenmusik und Hochglanzstudio: Zwischen den Extremen fühlt sich Dermot Kennedy am wohlsten. Der Ire aus der Nähe von Dublin zählt Urgesteine wie Glen Hansard zu seinen Idolen, doch bestückt seine Songs mit elektronischen Instrumenten. Sein markerschütterndes Markenzeichen: die raue, verwundete Stimme, die schon nach ein paar Noten Gänsehaut hervorruft. Auch bei seinen Liedern mag Kennedy am liebsten die Mischung: „Manchmal ist es schwer, sich auf ein Gefühl pro Song festzulegen“, sagt er. Deswegen thematisiert er oft Licht und Schatten im selben Stück. Mit beiden Extremen in der Tasche kommt er im Herbst wieder zu uns.
Klassik | Liederhalle 14. + 15. 11., 20 Uhr
Christoph Eschenbach
Er gilt als Perfektionist, Micromanager und Exzentriker: Christoph Eschenbach, der unlängst als Chefdirigent des Berliner Konzerthauses seinen Antritt feierte. Mit einem Programm wie diesem spielt er seine Stärken aus: Esa-Pekka Salonens feingliedriges, technisch wie inhaltlich anspruchsvolles Cellokonzert und Schumanns dritte Sinfonie, die „Rheinische“. So unterschiedlich diese Stücke sein mögen: Was sie verbindet, ist ihr hoher Anspruch an jene, die sie dirigieren. Salonen hat sein Cellokonzert als die Entstehung von Ordnung aus Chaos beschrieben, und Schumanns „Rheinische“ ist mit ihrem dezidierten Spannungsbogen und ihren vielen dramaturgisch anspruchsvollen Wendungen ebenso sehr auf Brillanz seitens der Dirigierenden angewiesen. Eschenbachs stille Größe als Dirigent ist jedoch nicht seine Liebe zum Detail oder sein Ehrgeiz, sondern seine Fähigkeit, die Stimmen eines Orchesters zu einem gemeinsamen Zweck zu bündeln, ohne dabei Detailreichtum einzubüßen.
Theater | Schauspielhaus ab 15. 11.
Iwanow
Nikolai Iwanow ist ein gescheiterter Intellektueller: von anderen Mitgliedern der gehobenen Kasse geduldet, aber verspottet. Seine jüdische Frau ist für ihn konvertiert, und verwirkte damit die Mitgift, deretwegen er sie geheiratet hatte. Robert Ickes (Foto) Neufassung übersetzt Tschechows Vermessung von Idealismus und Apathie in Umbruchszeiten in die Gegenwart.
Comedy | Renitenztheater 7. 11., 20 Uhr
Tahnee
Sie kommt eigentlich vom Ballett und vom Musical macht jetzt Comedy. Zu diesem Wechsel sagt Tahnee selbst: „Ich habe es schon immer geliebt, auf der Bühne zu stehen. Man kann auch eine Hauptrolle anstreben im Musical oder im Schauspiel, aber was toll ist für mich in diesem Beruf – den ich auch als Berufung ansehe –, ist die Freiheit, auf der Bühne das sagen zu können, was ich möchte. In keinem anderen Beruf habe ich diese Freiheit, zwei Stunden eines Abends nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Kein Redakteur, kein Autor redet mir da rein. Das ist einfach toll!“ „Vulvarine“ heißt das neue Soloprogramm, mit dem Tahnee auf Tour ist, im Titel abgeleitet vom Superhelden Wolverine. Der Grund dafür ist klar: die Verbindung des Superheldennamens mit dem Wort „Vulva“. Tahnee sieht an Stelle der Wolverine-Stärken die Stimmbänder als ihre Waffen. Sie unterhält und greift auch an, wo es nötig ist – mit ihren Worten.
Festival | Theaterhaus 31. 10.–4. 11.
Stuttgarter Jazztage
Zum nunmehr 40. mal feiern die Stuttgarter Jazztage die zukunftsweisenden Künstler*innen der heimischen Jazzszene. Nur einer von vielen Geheimtipps dieses Jahr: Malstrom. Ein Trio an achtsaitiger Gitarre, Schlagzeug und Saxophon, das Experimentelles mit Eingängigem zu konterkarieren weiß und damit exemplarisch für das diesjährige Programm steht.