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Subway To Sally

Metal meets Mittelalter – auch auf ihrem aktuellen, härter klingenden Album „Hochzeit“ läßt das Septett aus Potsdam zu brachialen E-Gitarren altertümliche Instrumente wie Schalmeien, Lauten und Drehleiern erklingen. Aber mit der Mittelalterszene haben sie nichts am Hut, wie Bodenski (Texte), Ingo Mampf (Komposition) und Eric Hecht (Gesang) klarstellen.

KULTUR!NEWS: Innerhalb der Potsdamer Mittelalterszene gibt es Konkurrenzkämpfe zwischen In Extremo und Corvus Corax. Wie steht Ihr dazu?

Eric: Geographisch sind wir aus der Nähe, musikalisch auf verschiedenen Dampfern. Wir sind nie auf Mittelaltermärkten aufgetreten; wir benutzen weder lateinischen oder mittelhochdeutschen Texte noch altes Notenmaterial.

Ingo: Unsere sakralen Gesangessätze klingen aber so, als wäre Orlando Lasso per Timetunnel bei uns gelandet, mit Kontrapunkten und allem drumrum. In der Popmusik werden dieselben Inhalte doch nur neu verpackt. Wir wollen die eingeschlafenen Füße aufwecken. Dazu bedienen wir uns beim Mittelalter, aber auch in der Gregorianik und bei Barockelemente wie in einem Kramladen, sofern es zur Ästhetik der einzelnen Lieder paßt.

Bodenski: Das alles soll man aber gar nicht so hören. Am Anfang steht der Text, die Stimmung, die wie bei Filmmusik transportiert werden soll.

K!N: Und Worte wie Morgenstern, Pflugschar, Geißel, Fackelmeer – klingt ganz schön martialisch.

Bodenski: Das waren wir schon vor Rammstein. Wir wissen so wenig über diese Zeit, aber die Bilder sind klar in den Köpfen. Es macht Spaß, damit zu spielen. Ich denke, die Entwicklung der Gesellschaft bewegt sich in Kreisen. Diese mittelalterliche Basis reicht darum bis in die heutige Zeit.

K!N: Warum bedient Ihr euch dann nicht bei der Antike oder der Romantik?

Ingo: Romantik ist zu nahe, die hat meine Uroma noch fast miterlebt. Und Antike ist so wie Mars.

K!N: Wohin würdet Ihr mit einer Zeitmaschine fahren?

Bodenski: Jerusalem im Jahre 31, zum Passahfest, weil ich das mit der Auferstehung doch mal genau wissen will. Eric: 1966, Wembley-Stadion, als England gegen Deutschland zum einzigen Mal die Weltmeisterschaft gewann.

Ingo: Salzwedel im dreißigjährigen Krieg. War ‘ne harte Zeit für die Stadt, überrollt von den Schweden – und dann die Sachsen …

Eric: Seine Familie kommt aus Ratzeburg. Da würdest Du dann in der Kneipe sitzen und Lieder drüber schreiben.

Interview: Constanze Rheinholz

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