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Ein Buch – zwei Perspektiven: „Szenen keiner Ehe“ von Marie Theres Relin und Franz Xaver Kroetz
Die Enthüllung von sexuellem Missbrauch in der Familie Schell gingen durch die Presse – „Szenen keiner Ehe“ handelt aber von viel mehr.
Marie Theres Relin und Franz Xaver Kroetz waren ein Traumpaar der Bundesrepublik: Schauspielerin und Dramatiker, Sproß einer Schauspielerdynastie und Enfant terrible des Theaters. In einem Schreibexperiment spüren sie dem Scheitern ihrer 14-jährigen Ehe nach: Gemeinsam verreisen sie und schreiben getrennt ihre Gedanken auf.
Marie Theres Relin und Franz Xaver Kroetz im Jahr 1988 Foto: © Karin Rocholl
Macho-Perspektive und Selbsterkundung
Relin willigt ein, als Kroetz den Vorschlag macht, zusammen nach Teneriffa zu fahren und dort zusammen ein Buch zu schreiben – jeder für sich, sodass beide Perspektiven erst im fertigen Buch zusammenkommen.
Der berühmte Schriftsteller befindet sich seit Jahren in einer Schreibkrise, während seine Exfrau beruflich frustriert ist. Beruflich fühlen sich beide am Nullpunkt oder knapp darüber. Doch was bleibt noch? Und welche Rolle spielte die/der andere im eigenen Leben?
Die Ausgangssituation ermöglicht eine Offenheit, die im persönlichen Austausch kaum auszuhalten wäre. Im Schutz des Schreibens zelebriert Franz Xaver Kroetz die Macho-Perspektive, wohl wissend, dass seine große Zeit vorbei ist. Marie Theres Relin geht akribisch ihren Verhaltensmustern nach und findet zum dunkelsten Punkt ihrer Lebensgeschichte, während Kroetz‘ Reflexionen permanent um Eros und Tod kreisen.
„Szenen keiner Ehe“ reflektiert die Lebenswege zweier starker Persönlichkeiten und enthüllt individuelle Schlüsselerlebnisse, Sehnsüchte und Ängste. Getragen von künstlerischer Neugier und menschlicher Verbundenheit entsteht die Momentaufnahme einer Beziehung, die bis heute lebendig ist.