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Tanya Tagaq: Eisfuchs

Tanya Tagaq: Eisfuchs

Bis in die 90er wurden Kinder der indigenen Kanadischen Völker an den Schulen systematisch diskriminiert. In ihrem Autofiktions-Debüt bildet Tagaq diese strukturelle Ungerechtigkeit impressionistisch ab.

Bis ins Jahr 1996 hat die kanadische Politik der Residential Schools angehalten, in denen Kinder der indigenen kanadischen Völker systematisch isoliert, ihrer Kultur beraubt und psychischer sowie körperlicher sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren.

In ihrem Autofiktions-Debüt „Eisfuchs“ bildet Tanya Tagaq diese strukturelle Ungerechtigkeit aus der Sicht einer jungen, namenlosen Protagonistin unscharf und impressionistisch ab. Rassismus, Sexismus und die kulturelle Hegemonie der weißen, christlichen Siedler Kanadas: Die Strukturen, die die alltägliche Gewalt bedingen, der die junge Erzählerin ausgesetzt ist, werden für sie gerade erst sichtbar – ein Erwachen, das mit dem Bewusstwerden über ihre eigene Sexualität und der Entdeckung der Kultur ihrer Vorfahren parallel geführt wird.

Die Handlung und die Sprache sind unstet und fragmentarisch: Tagaq springt zwischen Coming-of-Age, Gedichten, Briefen an anonyme Adressaten und einer magisch-realistischen Visionssuche, in der sich die Protagonistin durch eine Verbindung mit ihrem kulturellen Erbe empowert. Nicht trotz, sondern gerade wegen der mitunter desorientierenden und verblüffenden Sprünge gelingt es ihr vor allem, ein intimes und persönliches Porträt zu zeichnen, das die notwendige und dringliche Anklage sogar noch transzendiert. jl

Tanya Tagaq Eisfuchs

Kunstmann, 2020, 196 S., 20 Euro

Aus d. Engl. v. Anke Caroline Burger

 

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