Tatort: ARD dreht Emotionen durch den Fleischwolf
„Tatort – In der Familie“ blickt tief in die Strukturen süditalienischen Mafiaclans 'Ndrangheta. Regie: Dominik Graf und Pia Strietmann.
Was passiert, wenn ein Mitglied des süditalienischen Mafiaclans ’Ndrangheta bei der Polizei auspacken will? Die äußerst blutigen Konsequenzen werden im Zweiteiler „Tatort – In der Familie“ in der ARD und der ARD-Mediathek verhandelt. Teil eins, von Grimme-Preis-Abonnent Dominik Graf inszeniert, zeigt das Schicksal der Dortmunder Familie um Luca Modica (Beniamino Brogi) und Ehefrau Juliane (Antje Traue), deren Restaurant nebenbei auch eine Kokain-Umschlagplatz der Mafia ist. Als Peter Faber (Jörg Hartmann) gemeinsam mit den Münchner Ermittlern Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) die Kneipe observiert, kommt es sukzessive zur Eskalation. Wie wenig die Polizei Menschen schützen kann, die ins Visir der Mafia geraten, wird in dieser Folge äußerst schmerzhaft durchdekliniert. Das Schmerzhafte daran ist, wie konsequent und ohne jegliche Empathie der Clan einer von Liebe und Solidarität geprägten Familie die Fundamente zerstört.
Tatort – In der Familie: Gewalt als Requiem inszeniert
Das „Tatort“-Format der ARD feiert in diesem Jahr sein 50-Jähriges. „Tatort – In der Familie“ ist die Jubiläumsproduktion und wurde mit Dominik Graf als Regisseur – der in diesem Herbst erst den Filmpreis Köln erhielt – auch entsprechend würdig besetzt. Er wie auch die Regisseurin des zweiten Teils, Pia Strietmann, inszenieren in diesem Drama Gewalt wie einen Video-Clip, unterlegt mit tieftrauriger Musik und mit Mördern, denen der Schmerz bei der Tat tief ins Gesicht geschrieben ist. Vor allem Lucas und Julianes Tochter Sofia (Emma Preisendanz) wird im Laufe der Handlung durch den emotionalen Fleischwolf gedreht. „In der Familie“ ist zur Prime Time alles andere als leichte Kost, vor allem Ermittler Faber (Jörg Hartmann, Foto, links) tritt gegenüber der ‚Ndrangheta auf, als bettele er um seine Ermordung. Dass die beiden herausragenden Folgen des ARD-Klassikers am Ende doch wieder in klassische Ermittler-Bahnen gelenkt werden, ist der einzige Wermutstropfen. Doch das sind ja nur die letzten zehn Minuten eines Dreistünders, der tief unter die Haut geht.