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Thalia Theater: „Drei Schwestern“ machen Party!

Thalia Theater Drei Schwestern
„Drei Schwestern“ von Anton Tschechow, in einer Fassung von Anne Lenk und Susanne Meister Regie: Anne Lenk (Foto: Krafft Angerer)

Am Thalia Theater in Hamburg kommen Anton Tschwechows „Drei Schwestern“ der Gegenwart an – und feiern und prokrastinieren auch hier famos.

Am Thalia Theater in Hamburg erfahren Anton Tschechows „Drei Schwestern“ einen Gegenwarts-Check. Regisseurin Anne Lenk macht aus den russischen Geschwistern Prosorow die sehr deutschen Ortrud, Mechthild und Ingrid und befragt das über 100 Jahre alte, vielfach inszenierte Stück nach seinen Antworten zu unserer Gegenwart.

Thalia Theater: So viel Zukunft und so wenig Energie

Eigentlich stehen die anstriebslosen Schwestern in Tschechows berühmtem Endzeit-Stück, die so gerne ein besseres Leben hätte, aber sich partout nicht zum Handeln aufraffen können, für die russische Intelligenzija und ihre Befindlichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute können wir uns fragen, ob damit auch nicht einfach wir alle gemeint sind, die vor den Herausforderungen der Zukunft – Stichwort Klimawandel – einfach den Kopf in den Sand stecken und weitermachen wie bisher.

Ortrud, Mechthild und Ingrid werden irgendwie von einer unsichtbaren Macht daran gehindert, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und es zu Besseren zum wenden. Das geht halt gar nicht, sie kriegen nichts hin, keine Aufgabe, keinen Entwurf, nicht mal die Idee davon. Lieber lieben und feiern sie, gehen ihrem ebenfalls trägen Bruder auf die Nerven und piesacken ihre Schwägerin, obwohl die als Einzige für den Nachwuchs sorgt, der die herbeigesehnte Zukunft bevölkern könnte. Aber was sollen die drei Sisters auch tun, wenn sie sich nicht aufraffen können, und früher doch eh alles besser war?

Vor der Tür macht das Militär seine Übungen, schnieke Soldaten heizen das Liebesleben an, machen sehr gerne gesehene Besuche. Aber welcher Krieg wird hier eigentlich vorbereitet? Auf wessen Kosten gefeiert? Das kümmert die drei Salon-Schwestern nicht. Hauptsache, die Party geht weiter. Wen kümmert schon der Untergang, und sei es der eigene!

Es spielen:

Oda Thormeyer (Ortrud)
Cathérine Seifert (Mechthild)
Rosa Thormeyer (Ingrid)
Merlin Sandmeyer (Alfred, ihr Bruder)
Maike Knirsch (Naomi, ihre Schwägerin)
Jirka Zett (Kuhlmann, Mechthilds Mann)
Hans Löw (Wirsching, der verliebte Major)
Björn Meyer (Baron, Oberleutnant)
Filipp Avdeev (Jakobi, Stabshauptmann)
Bernd Grawert (Tschaller, Militärarzt)
Solomia Kushnir (Anna, ehemalige Kinderfrau)

Thalia Theater Drei Schwestern
„Drei Schwestern“ in Sektlaune Foto: Krafft Angerer
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