„The Club“ bei ZDFneo: Kinder, Kinder, sind die unfruchtbar!
Die Dramedyserie verhandelt den Kinderwunsch und den Nachwuchsfrust von drei sehr unterschiedlichen Pärchen – und kriegt selber ordentlich einen hoch!
Bei ZDFneo und in der ZDF-Mediathek startet „The Club“, eine achtteilige belgische Miniserie über drei Paare, die sich mit ihrem Kinderwunsch in der Kinderwunschklinik kennenlernen – und die bald merken, dass sie trotz medizinischer Hilfe vorerst Mitglieder im Klub der Kinderlosen bleiben. Also gründen sie eine What’sApp-Gruppe und stehen sich gegenseitig bei, in den tragischen und auch in den freudigen Momenten.
Um wen geht’s in „The Club“ bei ZDFneo?
Da sind die Erzieherin Kirstie (Janne Desmet) und der Fernfahrer Bert (Dominique Van Malder). Sie ist Ende 30 und zupackend, er ein Bär von einem Mann, aber mit viel zu wenigen und viel zu bewegungslosen Spermien. Es hilft nicht wirklich, dass er nicht möchte, dass sie beide mit anderen Leuten über die wiederholten, vergeblichen Icsis (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) reden. So bleiben Kirstie und Bert mit ihren Sorgen und Hoffnungen allein, oder besser gesagt: Kirstie – weil Bert in der Beziehung, die immer mehr unter dem unerfüllten Kinderwunsch leidet, auch nicht über das Thema reden möchte. Erst recht nicht über eine Samenspende eines fremden Mannes! Aber Kirstie geht auf die 40 zu …
Die Studentin Charlie (Roos Dickmann) hat schon Freundinen zum Reden und auch ihren Freund Ziggy (Achraf Koutet). Denn bei der Mittzwanzigerin wurde von der Klinikärztin ein vorzeitiges Eierstockversagen diagnostiziert. Sie hat keine Eizellreserve, ist viel zu früh in den Wechseljahren und muss jetzt schwanger werden oder nie mehr! Doch das klappt nicht, Hoffnungen entstehen und werden schwer enttäuscht. Vor allen, weil Charlie und Ziggy all in gegangen sind: ein Kind, weil nur jetzt noch möglich, und die eigene Pizzeria, von der Ziggy träumt. Charlie pausiert extra ihr Studium, doch auch die Beziehung der beiden leidet unter dem Psychostress, den der Wunsch nach Nachwuchs und die krass ernüchternde Realität auslösen.
Mit dieser sehen sich auch die Zugschaffnerin Ellen (Jade Olieberg) und die Lokführerin Ellen, genannt Zwo (Evelien Bosmans) konfrontiert. Ein finnischer Samenspender hilft dem lesbischen Paar, doch bei Ellen, die sich so auf die Mutterschaft freut, stimmt etwas nicht. Nach eine gescheiterten Befruchtungsversuch samt Not-OP stellt sich heraus, dass Ellen Endometriose hat: eine vernarbte Gebärmutter und Zysten, jede weitere Icsi wäre gefährlich. Doch Zwo hat absolute Panik vor der Vorstellung, nun als Mutter einzuspringen, eine Panik, die sie nicht erklären kann. Und als sie es dann doch macht und schwanger wird, gehen die Probleme erst los, denn sie kann null Beziehung zu dem in ihr heranwachsenden Kind aufbauen, was Ellen wiederum nicht verstehen kann.
„The Club“ bei ZDFneo: keine Beschönigungen, keine Kitsch
Beeindruckend an „The Club“ ist, dass die Serie ihren Figuren und uns nichts erspart: Fehlgeburten, Ausschabungen, größte Freude, zerfetzt von der brutalsten Enttäuschung, körperliche und geistige Erschöpfung, Verzweiflung, alles zusammengehalten von der gleichen Klinikärztin, die selber keiner Kinder bekommen konnte. Die Serie erzählt davon, wie die Errungenschaften der modernen Medizin zwar ein Segen sind für die meisten, aber die Hölle auf Erden sein können für die, bei denen die aufwendigen und belastenden Behandlungen nicht anschlagen. Gleichzeitig ist sie ein flammendes Plädoyer für ebendiese medizinischen Errungenschaften, da sonst so viele Frauen und Männer unverschuldet kinderlos bleiben müssten.sx
Wie unfair kann die Natur sein, dass die einen vier Kinder kriegen, als würden sie was bei Amazon bestellen, und die anderen kämpfen jahrelang und unter größte finanzellen und körperlichem wie psychischen Belastungen um ein einziges Kind – und das auch noch vergeblich! Wir fühlen mit Kirstie und Bert und Charlie und Ziggy, wenn sie angesichts eines kinderlosen Lebens alles versuchen, um das zu ändern und dabei auch ihr gemeinsames Glück aufs Spiel setzen. Wir fühlen auch mit Ellen und Zwo, die sowieso mit gesellschaftlichen Vorurteilen zu kämpfen haben und dann herausfinden müssen, dass nicht jede Frau zur Mutter geboren ist, nur weil sie eine Gebärmutter hat.
Fazit
Eine sehenswerte Serie mit halbstündigen Episoden, bei der großartig ist, dass die Macher sich überhaupt an ein so schwieriges und intimes Thema rangetraut haben. Wo es so schwer ist, den richtigen Ton zu treffen, was hier auch durch die famosen Darstellerinen und Darsteller immer wunderbar gelingt. Happy Ends sind aber nicht garantiert.
Für wen?
Ein heißer Serientipp für Binge-Watcher, Dramedy-Fans, Mütter, Väter, Schwangere und alle, die es noch werden wollen oder leider nicht werden konnten.