The dark Knight: Die Fratze des Terrors
Der neue „Batman“-Film nimmt sich Themen an, die sonst jeden Blockbuster in die Knie zwingen würden: Terrorismus, Überwachungsstaat, Selbstjustiz, Folter. Doch Regisseur Christopher Nolan wuchtet sie auf beeindruckende Weise.
Es kommt doch auf die Größe an, zumindest im Genre der Superhelden. Und Regisseur Christoper Nolan weiß, wie man dick aufträgt: Steigt sein Held ins Batmobil, dann sieht dieser stachelstarrende, mit Waffen vollgestopfte Leviathan auf Rädern so bedrohlich aus, dass ein Humvee daneben wie ein harmloser Kleinwagen wirkt. Das Kostüm des Fledermausmannes, in früheren Filmen ein enganliegendes und ziemlich peinliches Latexkostüm, ist einer wuchtigen Panzerrüstung gewichen. Mit diesem auf Krawall und Härte gebürsteten Look gelingt es Nolan, die Hauptfigur in neuem, düsterem Licht erscheinen zu lassen, stärker noch als in „Batman begins“, seiner ersten Verfilmung aus dem Jahre 2005. Dieser Batman ist ein finsterer Ritter, der vor Folter nicht zurückschreckt, sich die Gesetze zurechtbiegt und Selbstjustiz für eine prima Sache hält. Er flattert durch eine Welt, die den 11. September durchlitten hat und sich fragt, wie weit man bei der Bekämpfung des Terrors gehen darf. Das ist eine erstaunliche Diskursebene für einen Blockbuster, auch wenn Nolan plakativ vorgeht und von Geiselermordungen vor laufender Videokamera bis zu staatlicher Überwachungsparanoia kaum einen Bezug auslässt. Aber dies ist schließlich eine Comicverfilmung, und als solche funktioniert der Film ausgezeichnet. Er lässt sich zweieinhalb Stunden Zeit, die Zerrissenheit seiner Hauptfiguren zu schildern, setzt Explosionen, Faustkämpfe und Verfolgungjagden wohldosiert und umso wirkungsvoller ein. Christian Bale spielt den zwiespältigen Helden zwar arg unterkühlt, doch das Gesicht, das diesen Film prägt, ist ohnehin ein anderes: die Fratze des Terrors. Heath Ledger gibt den Joker als gelbzahnige, schmatzende, grimassierende Mephistofigur, die nicht Geld oder Ruhm antreibt, sondern das bloße Verlangen, die Welt brennen zu sehen. Wie sich sein Kopf mit der verlaufenden Schminke aus dem Dunkel schält, das diesen Film über weite Strecken prägt; wie er im Schwesternkostüm als androgyne Schreckensgestalt aus einem explodierenden Krankenhaus heraustrippelt – das sind Bilder, die lange nachwirken. „The Dark Knight“ verstößt an keiner Stelle gegen die ehernen Gesetze des Superheldenfilms. Doch er lotet die Grauzonen des Genres gekonnt aus. (arm)