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„Brightside“ von The Lumineers: High on Emotion

Portraitfoto The Lumineers
(Foto: Universal Music)

Mit ihrem schmissigen Folkrock wollen sie auf „Brightside“ Hoffnung verbreiten. Doch selbst The Lumineers müssen dafür schon mal mit gewissen Substanzen nachhelfen.

Wesley, vor zehn Jahren seit ihr mit eurem Folkrock-Gassenhauer „Ho hey“ berühmt geworden, ihr habt auf den größten Festivals der Welt gespielt und im Vorprogramm von U2. Bist du selbst jene große Nummer, die du in dem Lied „Big Shot“ besingst?

Wesley Schultz: Ja, aber anders, als du denkst. Ich mache nicht einen auf dicke Hose, sondern singe über Demut und Dankbarkeit. Freunde von mir haben ein Restaurant gehabt und sind jetzt komplett bankrott, andere haben Angst. Wir haben es vergleichsweise gut. Auf dieses „Alter, du bist jetzt ein Star“-Gequatsche und das Schulterklopfen habe ich sowieso nie was gegeben. Der Erfolg hatte für mich immer schon eine flüchtige und vergängliche Qualität.

Im Stück „Where we are“ singst du die schöne Zeile „I don’t know where we are but it will be okay“.

Schultz: Der Satz hat sich für Jeremiah und mich zu einem richtigen Mantra entwickelt. Er hat ihn mir vor gut einem Jahr als Textnachricht geschickt. Ursprünglich sollte er nur ein Platzhalter sein, aber irgendwann haben wir geschnallt, dass diese Aussage so simpel und zugleich so wichtig ist, dass wir sie unbedingt verwenden wollten.

Ist generelle Aufmunterung in diesen Zeiten das Kernziel eures neuen Albums „Brightside“?

Schultz: Wir haben tatsächlich gemerkt, dass es uns selbst guttut, wenn wir uns mit dem Musikmachen ein Stück weit aus der eigenen Agonie rausholen. Ein Freund meinte neulich zu mir, das punkrockigste, was man heute machen könne, sei hoffnungsvoll zu sein. Unser Album hält an etwas sehr Hellem und Positivem fest, auch wenn Dunkelheit und Schmerz in der Welt allgegenwärtig sind. Die Aufnahmen sind wir diesmal sehr unbedarft angegangen: Maßstab war für uns nicht, ob ein Song perfekt poliert klingt, sondern, ob Jeremiah und ich beim Hören eine Gänsehaut kriegen.

Besonders intim wird es im fröhlichen Titelsong. Das dazugehörige Video zeigt einen sehr realitätsnahen und diversen Reigen an Liebespaaren.

Schultz: Uns ging es darum, das Thema „Liebe“ so ungekünstelt und echt wie möglich rüberzubringen. Eine Beziehung führt man ja nicht im Märchenland, sondern mitten im wirklichen Leben.

Du selbst bist verheiratet, hast einen vierjährigen Sohn und eine acht Monate alte Tochter. Bleibt da noch Zeit für Romantik?

Schultz: Unser Sinn fürs Romantische ist manchmal etwas speziell. (lacht) Kürzlich erst hat meine Frau für sich und mich einen Überraschungsflug übers Wochenende gebucht, unsere erste Reise ohne Kinder seit Jahren. Ich war aber zu gestresst, um zu fliegen. Also haben wir kurzerhand einen kleinen Roadtrip mit dem Auto gemacht. Abends im Hotel hat meine Frau ein paar Magic Mushrooms besorgt und mir gesagt, ich müsse viele davon auf meine Pizza tun, sie seien schon etwas älter und wirkten nicht mehr richtig. Das war ihre kleine, süße, fiese Rache. Denn natürlich waren die Pilze astrein – und ich in dieser Nacht ganz schön breit.

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