Beim WDR: Ausnahmefilm „The Rider“ von Oscar-Gewinnerin Chloé Zhao
Rodeoreiter Brady darf nach einem schweren Unfall nicht mehr aufs Pferd, sonst kann er sterben. Reiten ist aber sein Leben …
Heute beim WDR und bis 27. September in der ARD-Mediathek verfügbar: Mehr als 80 Minuten dauert es in diesem traurigen, traurigen Film, bis Brady Blackburn (Brady Jandreau) endlich Tränen vergießt. Dabei hätte er schon gleich zu Beginn genügend Anlass dazu gehabt, als der junge Rodeoreiter nach einem schweren Unfall eine Metallplatte in den Kopf gesetzt bekommt. Mit dem gefährlichen, aber auch geliebtem Sport ist es für ihn vorbei. Aber was soll ein Cowboy im archaischen South Dakota sonst machen, hier, wo sich Männlichkeit noch so definiert wie vor 150 Jahren, nämlich auf dem Rücken eines Pferdes? Brady hat seine Identität verloren, wie findet er eine neue?
Er ist ein talentierter Pferdeflüsterer, also macht er das, aber auch dabei erleidet er Lähmungsanfälle in den Händen. Er versucht es als Trainer für Rodeocowboys, dasselbe. Schluss mit reiten, für immer!, sagen die Ärzte. Das warnende Beispiel seines besten Freundes und Idols hat Brady stets vor Augen: Der sitzt seit einem Rodeounfall schwer behindert im Rollstuhl und kann nur noch per Zeichensprache kommunizieren. „Manchmal muss man seine Träume aufgeben“, sagt Bradys Vater lapidar. Brady aber hat im von Armut geprägten Pine Ridge Reservat kaum eine anderen Option als Hilfskraft im Supermarkt – eine Demütigung. „Pferden“, stellt er ebenso lapidar fest, „hätte man längst den Gnadenschuss gegeben.“ …
„The Rider“ ist ein Wunder aus der amerikanischen Provinz
Das Wundersame an diesem stillen, meditativen Film, der vor majestätischen Horizonten, auf endlosen Grasländern und in grottenartigen Innenräumen spielt: Die Darsteller spielen ihr eigenes Leben nach! Brady Jandreau ist genau das passiert, was seiner Filmfigur Brady Blackburn passiert ist, ebenso seinem Freund, sein Filmvater ist sein echter Vater. Der Film hat dadurch eine solche Wucht und Intensität, obwohl er inszeniert ist wie ein über die Haut streichender Präriewind. Selten waren tragische Schicksale im Kino tragischer, selten waren sie echter.
In Cannes gab es dafür 2017 den Art Cinema Award, für dieses Wunder aus der amerikanischen Provinz. 2021 hat die chinesische Regisseurin Chloé Zhao den Oscar für ihren Film „Nomadland“ gewonnen.