The Seer
Aus Schwaben in die weite Welt hinaus: The Seers drittes Album „Liquid“ (BMG München) sollte der große Wurf werden – und ist es geworden. Rockhymnen, Balladen, Streicher, klotzige Refrains, die schon gewohnten Anklänge an keltischen Folk und aktuelle Loops und Samples vereint die Band um Keyboarder Peter Seipt und Sänger Jürgen Seipt alias Shook zu deutschem Rock auf englisch – auf selten erreichtem Niveau.
KULTUR!NEWS: Shook, trotz Mandoline und Steel Guitar – richtigen Folk macht Ihr ja nun nicht mehr, oder?
Shook: Wir haben versucht, auszubrechen aus dem normalen Gleis. Wir mußten uns behaupten, denn das hier ist kein Folkalbum. Aber wir sind auch besser geworden. Auf der letzten Platte haben alle noch nach Metronom gespielt, auf der neuen sind wir entspannter, und die Folkrock-Nummern sind straighter. Wir sind weiterhin eine ziemlich kommerzielle Band, die eingängige, stark von Melodien geprägte Songs schreibt – schon als wir mit 13 in Schülerbands anfingen.
K!N: Aber das ist ein abgeschlossenes, weil unerquickliches Kapitel?
Shook: Na, nicht ganz! Wir sind sogar mal bei Thomas Gottschalk gewesen, als der noch Radiomoderator bei Bayern 3 war. Da waren wir im „Talent-Eck“ unter dem Namen „Until Now“. Wir haben eine Plattenproduktion gewonnen, und es wurden tausend Exemplare hergestelllt, die du dann in deinem Keller lagern konntest. Ich habe die meisten davon immer noch.
K!N: Die Großen des Deutschrock singen, wie der Name schon sagt, auf deutsch. Wie sieht das bei Euch aus?
Shook: Ich bin immer ein großer Deutschrock-Fan gewesen, an deutschsprachigem Pop habe ich keinen großen Spaß. Aber wir auf Deutsch singen … ? Unser Dialekt würde einfach furchtbar klingen. Zumal wir auch ein Englisch hinkriegen, das einigermaßen authentisch klingt. Und mein Horror ist das grausige Wechseln zwischen Hochdeutsch und bayerischem Akzent bei der ganzen Volksmusik-Mucke.
K!N: Ihr nennt euch selbst „kommerziell“ – was lockt euch zum Mainstream?
Shook: Es gibt wahnsinnig viele Musiker in Augsburg, viele Bands, die ziemlich erfolglos dahinvegetieren. Weil wir nun relativ bekannt geworden sind mit Musik, die nicht in ihrer Nische bleibt, haben wir kaum Support von den lokalen Radiostationen und dafür viele Neider. Es lohnt einfach nicht, in Augsburg groß zu sein – und vom Rest der Welt ignoriert zu werden.
Interview: Rolf von der Reith