The Swell Season: Once more with Feeling

Auch wenn nicht alle daran glauben: Der Oscar, den Markéta Irglová und Glen Hansard im Jahr 2008 gewonnen haben, ist tatsächlich echt. Nun melden sich The Swell Season mit einem filmreifen Album zurück.
Markéta, Glen, wo sind eure Oscars?
Markéta Irglová: Meiner ist in unserem Studio in Island. Früher hat er bei meinen Eltern gestanden, aber sie waren zutiefst paranoid, dass jemand einbrechen und ihn stehlen könnte. Jetzt sind sie heilfroh, dass ich ihn zu mir genommen habe.
Glen Hansard: Meine Mutter hatte ihn lange auf dem Kaminsims. Sie war so stolz, dass sie ihn immer in einer Tüte von Tesco durch die Gegend geschleppt und ihren Freundinnen beim Bingo gezeigt hat. Dann hat tatsächlich jemand bei ihr eingebrochen. Alles war geklaut, der Fernseher, die DVD-Sammlung, sogar den Toaster. Nur den Oscar, den haben die Diebe stehenlassen.
Im Ernst?
Hansard: Ja. Wahrscheinlich haben sie geglaubt, der wäre nicht echt. Als meine Mutter gestorben ist, habe ich überlegt, ob ich ihn zu ihr ins Grab legen soll, weil er ihr so viel bedeutet hat, aber mein Bruder wollte das nicht. Also ist er zu ihm gekommen. Schließlich habe ich gedacht, es ist ja meiner, und so steht er inzwischen auf meinem eigenen Kaminsims in Helsinki.
Du bist mit einer Finnin verheiratet, ihr habt einen knapp dreijährigen Sohn. Markéta, dein Mann ist Isländer, ihr lebt mit euren drei Kindern in Reykjavik.
Irglová: Das hätte ich auch nie gedacht. (lacht) Eigentlich hatte ich beschlossen, in New York zu leben. Das Leben nimmt manchmal lustige Wendungen. Ich erinnere mich noch gut, wie wir das letzte Konzert unserer Tournee mit The Swell Season 2010 in Reykjavik gespielt haben, und ich dachte: Irgendetwas ist hier besonders. Wenig später habe ich meinen Mann kennengelernt. Heute will ich die endlosen, hellen Sommer nicht mehr missen.
Hansard: Ich könnte überall auf der Welt leben, aber Irland wird immer meine spirituelle Heimat bleiben. Lange habe ich quasi aus dem Koffer gelebt, aber wenn ich in unserer modernen Wohnung in Helsinki aus dem Fenster gucke und die Fähren von und nach Schweden sehe, weiß ich, ich bin zuhause. Und mein Sohn Christy spricht finnisch, ist das nicht großartig?
Du auch?
Hansard: Nur ein paar Worte. Die Sprache ist echt knifflig.
Ihr habt nach eurem Supererfolg mit dem Soundtrack zum Film „Once“ und der bezaubernden Oscar-Romantikballade „Falling slowly“ immer mal wieder live zusammengespielt, doch „Forward“ ist euer erstes gemeinsames Album seit 16 Jahren. Was ist geschehen?
Hansard: Ein kleines Wunder. Wir wollten ursprünglich nur ein paar Songs aufnehmen, aber Markétas Studio in Island steckt so voller kreativer Magie, dass wir auf einmal ein ganzes Album beisammenhatten.
Ihr beiden wart zu „Falling slowly“-Zeiten ein Paar. Geht es in „People we used to be“ um euch?
Hansard: Schon verrückt, wie sich unsere beiden Leben seither entwickelt haben. Und doch finden wir musikalisch immer wieder zusammen. Schließlich sind wir dieselben Menschen, nur fast 20 Jahre älter.
Irglová: Ich war so jung damals, 18, 19, als die ganzen wunderbaren, aber auch überwältigenden Dinge passiert sind. Ich habe Jahre gebraucht, um den Oscar und all das zu verarbeiten. Auch die Frage, ob ich ohne Glen Musik machen könnte, hat mich lange sehr beschäftigt. Wenn wir zwei jetzt zusammen auf der Bühne stehen, fühlt es sich für mich fast wie eine nostalgische Zeitreise an. Aber wie eine wunderschöne.