„The Tattooist of Auschwitz“: Eine Liebe in der absoluten Hölle
Im Vorfeld schon viel besprochen: Die historische Dramaserie „The Tattooist of Auschwitz“ nach dem gleichnamigen Roman von Heather Morris startet auf Sky Atlantic und kann auf Wow gestreamt werden.
Eine Liebe im Vernichtungslager: Die Dramaserie „The Tattooist of Auschwitz“ wird vom Pay-TV-Sender Sky Atlantic ausgestrahlt und kann auf Wow gestreamt werden.
„Die Geschichte von Mama und Papa hat alles: Romantik, Liebe, Überleben und Hoffnung, und das vor dem Hintergrund der schlimmsten Bedingungen, die es je gab.“ Gary Sokolov sagt das. Er ist der Sohn von Lali und Gita Sokolov. Ihre Geschichte war zunächst von der Schriftstellerin Heather Morris im Roman „Der Tätowierer von Auschwitz“ erzählt worden, der jetzt von Tali Shalom-Ezer („My Days of Mercy“) verfilmt wurde. „The Tattooist of Auschwitz“ erzählt, wie der slowakische Jude Lali Sokolov im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überleben konnte, weil er als Tätowierer allen Häftlingen ihre berüchtigte Nummer stechen musste. So auch bei der jungen Frau Gita, die er dort erst kennenlernte. Auch Gita überlebte die Shoa, weil Lali ihr einige Privilegien weitergeben konnte, die er als Tätowierer hatte. Nicht unwesentlich dabei war, dass der SS-Offizier Stefan Baretzki (Jonas Nay) dem Tätowierer diese Privilegien verschaffte. Harvey Keitel spielt den gegenwärtigen Lali Sokolov der von der Schriftstellerin Heather Morris interviewt wird und dem auch im hohen Alter immer wieder der sadistische SS-Offizier erscheint wie die Manifestation eines schlimmen Traumas. Jonah Hauer-King spielt den jungen Lali Sokolov, der im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau inhaftiert ist. Anna Próchniak ist die Insassin Gita, in die er sich verliebt und die Lali später heiraten wird. „The Tattooist of Auschwitz“ ist keine Serie, die man eben mal wegschaut. Viele Szenen gehen an die Grenze des Ertragbaren in der expliziten Schilderung des Alltags in einem Vernichtsungslager. Lali Sokolov erzählt all diese Geschichten der Schrifstellerin Heather Morris und sagt vorneweg: „Es ist eine Liebesgeschichte!“ Gleichzeitig verschweigt er beim Erzählen keinen Moment des kleinen Verrats an Mitinsassen, wenn er selbst sillhielt, während um ihn herum Menschen per Kopfschuss oder per Schlagstock einfach so hingerichtet wurden und im Hintergrund die Krematorien dunklen Rauch und Aschepartikel ausstießen. Mit dem von Jonas Nay („Deutschland 83, 86 + 89“, „Transatlantic“) erschütternd gut gespielten SS-Offizier Stefan Baretzki sehen wir den Prototypen des deutschen Täters: Ohne jede Hemmschwelle agierend, oft schwer alkoholisiert oder unter anderem Drogeneinfluss stehend, empathielos und nicht wissend, wie er genau mit seiner Macht umgehen soll, wechselt Baretzki willkührlich zwischen offener Brutalität und ekelhaftem Gönnertum, während Lali Sokolow alles ertragen muss, was ihm widerfährt. Diese Serie zu sehen ist nötig, und gleichzeitig ist sie unendlich unerträglich.