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Theater der Welt in Hamburg

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Die Eröffnungspremiere: Lemi Ponifasios monumentales „Die Gabe der Kinder“ (Foto: © MAU / Carriageworks Sydney)

Was sollte man bei Theater der Welt nicht verpassen? Die Festivalmacher geben Tipps

Rund 230 Aufführungen in zweinhalb Wochen gibt es noch bis 11. Juni beim Hamburger Festival Theater der Welt. Die Festivalmacher Joachim Lux und Amelie Deuflhard schlagen Schneisen in den Programmdschungel.

Joachim Lux und Amelie Deuflhard: Auf welche Produktion hätten Sie persönlich verzichten können?
Amelie Deuflhard: Es gibt keine Black List. Es gibt eher ein paar Projekte, die mir fehlen, die aus dem Programm rausgeflogen sind. Sie sehen, wir hätten gerne noch mehr gemacht. Ich würde mal sagen, wir haben ein Programm zusammengestellt, das sich international sehen lassen kann und für ein breites Publikum in Hamburg sehr attraktiv ist. Wir schlagen mit dem Programm einen Link zwischen narrativen und performativ avantgardistischen Theaterformen an den Schnittstellen von Schauspiel, Performance, Tanz, bildender Kunst und Popmusik. Kulturpolitisch setzt diese Zusammenarbeit zwischen Thalia Theater und Kampnagel ein kraftvolles Zeichen in einer aufgeheizten Landschaft. Denken Sie nur einmal an die Debatten um die Volksbühne in Berlin.
Joachim Lux: Am Anfang auf viele, am Schluss auf keine. Denn da fügt sich über einen langen Entwicklungsprozess vieles zusammen, was sich aus unterschiedlichen Gründen als richtig herausstellt. Ich vermisse ein paar Sachen – aber so ist das halt: Festivals entstehen nicht nur aus Ideen, sondern aus Finanzen, Terminen, Projekten, die nicht rechtzeitig zustande kommen …

Und auf welche ganz und gar nicht? Anders gefragt: Worauf freuen Sie sich am meisten?
Lux: Ich bin sehr gespannt, wie der Kakaospeicher mit Lemi Ponifasio, dem Extremtanz der Australier von Chunky Move und Salia Sanou aus Burkina Faso funktioniert – allein diese Vielfalt ist der Hammer! Aber was erzählt Wael Shawky mit den Perlenfischergesängen aus den Emirates? Wie verarbeitet das Paper Tiger Studio aus Shanghai die gigantomanischen chinesischen Hafenprojekte? Was macht die brasilianische Ausnahmekünstlerin Christiane Jatahy, die einen Schiffscontainer an einem Kran aufhängt? Wie verarbeitet Wunderbaum David Foster Wallace’ Text über die Kreuzfahrtindustrie? Zwei große Knaller sind im Thalia: das Back to Back Theatre aus Melbourne – so etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Und: Ivo van Hove mit Arthur Millers „Blick von der Brücke/Vu du pont“ vom Pariser Odéon. Unser technischer Leiter kam von der Reise zurück und sagte, er habe noch nie etwas so Tolles gesehen, obwohl er die Sprache nicht verstanden hat. Unbedingt will ich auch zu der syrischen Musikerin Lena Chamamyan sowie zu den (weiß-)russischen Pussy Riots auf Kampnagel. Dann die Familiensaga „Gabriels“, in New York mitten im Trump-Wahlkampf entstanden. Schließlich freue ich mich diebisch, dass es gelungen ist, gegen die typisch deutsche Kunst-Kunst-Arroganz auch Unterhaltendes zu implantieren sowie die Hamburger szenesparten- und geschmacksübergreifend stark einzubinden.
Deuflhard: Auf Wael Shawky aus Alexandria, der das Rolandslied aus arabischer Perspektive erzählen wird, auf Monira Al Qadiri aus Kuwait, die in ihrer Kindheit japanische Cartoons im Fernsehen sah und die in ihrer Performance verarbeitet, auf Tianzhou Chen aus China freue ich mich sehr und auf Royce NG aus Hongkong, der die Geschichte des japanischen Kolonialherrens Kishi erzählt. Ich nenne diese Künstler nur beispielhaft. Sie kommen aus der bildenden Kunst, samplen in ihren Arbeiten unterschiedliche Kulturen zusammen und präsentieren ihre ersten Theaterarbeiten, darauf bin ich sehr neugierig.

Interview: Falk Schreiber

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