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Occupy Future: Das Theater Thikwa besetzt die Zukunft
Das Berliner Theater feiert sein 30-jähriges Jubiläum nicht mit einem Streifzug durch seine eigene Geschichte, sondern mit einem spekulativen Blick in die Zukunft.
30 Jahre sind eine lange Zeit – besonders in der Kulturbranche. Doch die Macher:innen des Theater Thikwa in Berlin Kreuzberg haben bei der Feier ihres 30-jährigen Jubiläums – gegründet wurde das Theater Thikwa 1990/91 – ganz anderes im Sinne, als ihre Vergangenheit zu feiern.
Dabei könnten sie das: Denn das Thikwa (ein Wort aus dem Hebräischen, das zu Deutsch „Hoffnung“ heißt) ist seit nunmehr drei Jahrzehnten unter den wenigen Theatern in Deutschland, an denen Theaterschaffende mit und ohne Behinderungen gemeinsam Kunst und Kultur schaffen. Das sah zum Zeitpunkt der Gründung des Theaters noch anders aus.
Das Theater Thikwa als Wegbereiter
Als das Thikwa 1990 mit seiner Produktion „Im Stehen sitzt es sich besser – Kaspar Hauser Resonanz“ unter der Regie von Robin Telfer und Christine Vogt im Studio des Maxim Gorki Theaters in Berlin seine Premiere gefeiert hat, löste es deutschlandweit eine Debatte über die Rolle von Menschen mit geistigen Behinderungen in der Kulturbranche aus.
Denn wenn Menschen mit Behinderungen zu dieser Zeit gearbeitet haben, dann fast ausschließlich in Behinderten-Werkstätten – so, wie es viele Ensemblemitglieder des Theater Thikwa zu diesem Zeitpunkt noch getan hatten. Drei Jahre lang arbeitete das Theater Thikwa daran, mit Freizeitproduktionen die Theaterlandschaft diverser zu gestalten, was sich jedoch insbesondere durch die hauptberufliche Tätigkeit des Ensembles immer schwieriger gestaltete.
Es folgten ab 1994 vermehrt Bemühungen um eine Professionalisierung des Theaters, die ein Jahr später zur Gründung der Theaterwerkstatt Thikwa führte. Seitdem wird das Theater in Kooperation mit der Nordberliner Werkgemeinschaft betrieben, einer großen Berliner Behinderten-Werkstatt.
Aber all das ist für das 30-jährige Jubiläum des Thikwa eigentlich Nebensache – obwohl die Frage nach der Diversität der deutschen Theaterlandschaft durchaus eine berechtigte wäre. Aber so wie auch das Konzept des Theaters seit 30 Jahren in die Zukunft blickt und Vorarbeit leistet, soll es auch die Jubiläumsveranstaltung tun.
Occupy Future: Zukunft jenseits der Parolen
Unter dem Titel „Occupy Future – über die Besetzung der Zukunft“ laden im Rahmen des 30. Jubiläums fünf Choreograf:innen, Regisseur:innen und Musiker:innen ihr Publikum zu fünf Performances ein, die sich den offenen Raum der Zukunft zu Nutzen machen, um Gesellschaft radikal neu zu denken und sie mit anderen Strukturen zu besetzen: Wie stellen wir uns die Zukunft vor? Und wie geht das, sich die Zukunft vorzustellen, jenseits von gesellschaftlich vordefinierten Parolen?
Und viel wichtiger, basaler: Was ist Zukunft eigentlich? Was ist Zeit? Wie verhalten sie sich zu der Bewegung unserer Körper? Ein fruchtbarer Boden, um die Zukunft des Theaters und der Gesellschaft gleichermaßen zu besetzen.
Das Theater Thikwa zeigt „Occupy Future“ täglich vom 12. bis zum 16. August. Die Vorstellungen finden auf dem Hof der Expedition Metropolis unter den aktuell geltenden Hygienebedingungen statt. Alle Informationen und Tickets gibt es auch auf der Website des Theater Thikwa.