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Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm

Wie wäre das eigentlich heute, wenn 1989 in Berlin die Schlagbäume nicht hochgegangen wären? Simon Urban hat vorgemacht, dass es geht: Sein Krimi „Plan D“ deklinierte das Weiterbestehen der DDR vor allem über die Warenästhetik durch. Thomas Brussig geht in seinem neuen Roman einen anderen Weg. Sein Held Thomas Brussig ist wie er selbst Schriftsteller, allerdings einer, der aufgrund einer unbedachten Äußerung in der DDR Kult wurde. Auf einer Lesung am 20. August 1991 im Berliner Club Babylon versprach er, erst in den Westen fahren, ein Telefon beantragen und Orwells „1984“ lesen zu wollen, wenn alle Staatsangehörige der DDR dies auch tun könnten. „Das gibts in keinem Russenfilm“ ist als Rückblick aufgebaut: Ein Schriftsteller erinnert sich und schreibt eine Art literarischen Lebenslauf, und genau das ist seine Schwäche, denn es kommt keine richtige Handlung auf – alles ist schon passiert. Dass sich Brussig im letzten Kapitel dann ausgerechnet mit Simon Urbans „Plan D“ auseinandersetzt – in dem die DDR allerdings nicht mehr existiert! – und dem Westautor Ahnungslosigkeit in Sachen DDR unterstellt, das ist dann schon wieder hochkomisch.

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