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Thundercat: Bloß nicht virtuos!

Thundercat
Thundercat (Foto: Parker Day)

Nicht ohne Grund gilt Stephen Bruner alias Thundercat als Ausnahmebassist. Doch Superlative lehnt er kategorisch ab.

Stephen, das neue Thundercat-Album heißt „It is what it is“. Wieso hast du diesen Titel gewählt?

Stephen Bruner: Deieser Satz ist sehr beruhigend. Es gibt viele Dinge im Leben, die dich in unterschiedliche Richtungen ziehen. Manche kannst du kontrollieren und manche eben nicht. Das zu wissen, kann sehr befreiend sein. Lass los, und lass die Dinge einfach so geschehen, wie sie sind.

Auf dem Song „Black Qualls“ mit Steve Lacy beschreibt ihr, wie sich euer Leben seit Beginn eurer Karrieren verändert hat. Spielt dieser Gedanke da auch eine Rolle?

Bruner: Die Message des Songs ist recht simpel: Es ist okay, dich okay zu fühlen. Steve und ich sind beide in unseren Karrieren vorangekommen. Manchmal fühlt es sich so, als würde man aufschauen und plötzlich an einem anderen Ort sein. Es hat so viele rapide Veränderungen gegeben, die manchmal auch sehr bedrohlich und gruselig waren. Viele Menschen schaffen es nicht, weil sie sich überfordert fühlen und stecken bleiben. Wenn man diesen Prozess durchläuft, fühlt man sich häufig überhaupt nicht okay. Umso wichtiger sind die Punkte, an denen es einem so gut geht.

Auf dem Album steht vor allem der Bass wieder stark im Vordergrund. Nimmst du dich selbst als Virtuosen war?

Bruner: Es wäre furchtbar, wenn ich das tun würde. Ich will mich nicht selbst beweihräuchern. Und wenn andere sich selbst so bezeichnen, bewerfe ich sie mit vergammelten Tomaten.

Mein Gefühl ist, dass Virtuosität häufig als etwas empfunden wird, das losgelöst von Emotionen stattfindet.

Bruner: Ja, es ist ein bisschen wie mit diesem Genie-Begriff. Es ist merkwürdig, mit diesen Wörtern so herumzuwerfen. Ich glaube, wir benutzen diese Begriffe vor allem dann, wenn etwas schwer zu erklären ist. Aber wir alle haben Hände, Füße, Augen und ein Gehirn. Wir alle besitzen die Fähigkeit, Veränderung anzustreben. Ich denke nicht, dass das nur einer Person gehört. Musik sollte allen gehören. Natürlich gibt es Menschen, die mehr üben als andere, aber es ist immer noch eine Fähigkeit, die man erlernen kann.

Deine Musik als Thundercat widersetzt sich einer simplen Kategorisierung. Fühlst du dich von der Idee eingeschränkt, dich einem Genre unterzuordnen?

Bruner: Es ist mir immer wichtig, Grenzen zu verschieben. Ich wollte immer ein Teil von Veränderung sein und Fragen in meiner Musik stellen. Diese Dinge sind immer Teil meines Gedankenprozesses.

Interview: Stefan Grüll

It is what it is erscheint am 3. April.

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