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Tiamat

Die schwedischen Düstermänner rocken wieder: Tiamat warten auf ihrem neuen Album „Skeleton Skeletron“ (Century Media) mit diabolischem 80er-Jahre-Gothic auf. Ob die Band tatsächlich vom Leibhaftigen besessen ist, verriet Sänger Johan Edlund dem CITY.mag.

CITY.mag: Johan, wo ist eure Experimentierfreudigkeit geblieben?

Johan Edlund: „Skeleton Skeletron“ sollte eine simple Platte werden, weil „Deeper Kind of Slumber“ ein sehr opulenten Album war. Ich hatte keine Lust, unsere Musik mit Loops auf trendy zu trimmen. Meine neuen Stücke sind so gut, daß sie auch ohne musikalische Mätzchen funktionieren.

CITY.mag: Worin liegt denn die Stärke deiner Texte?

Edlund: Meine Stücke sind viel direkter geworden. Ich verstecke mich nicht mehr hinter irgendwelchen Symbolen. Aber die meisten Leute begreifen das nicht. Sie wollen noch immer wissen, welche Bedeutung sich hinter den einzelnen Sätzen verbirgt.

CITY.mag: Ihr hegt also durchaus Sympathien für den Teufel?

Edlund: Für mich ist der Teufel ein guter Mann. Alles, was mir gefällt, ist in der Gesellschaft als teuflisch verschrien. Das fängt schon beim Rock‘n’Roll an. Diese Musik halten viele Menschen für diabolisch.

CITY.mag: Und wie stehst du zu Gott?

Edlund: Wenn man sich vom Teufel angezogen fühlt, muß man auch an Gott glauben. Aber grundsätzlich stehe ich mit Religion und Kirche auf dem Kriegsfuß. Vor einigen Jahren bin ich mit einem Freund in eine Stockholmer Kirche gegangen, weil wir uns aufwärmen wollten. Da wir nicht gerade wie Kirchgänger aussahen, wurde der Pastor mißtrauisch. Er rief die Polizei, und wir wurden wie Verbrecher behandelt. Darum gehe ich nie wieder in eine Kirche.

CITY.mag: Aber von deiner Heimat hast du dich trotzdem nicht für immer losgesagt …

Edlund: Seitdem ich in Dortmund lebe, fühle ich mich viel schwedischer als vorher. Aber da mich meine Musik so sehr in Anspruch nimmt, habe ich keine Zeit für Heimweh. Nur das Fischen vermisse ich. Darum werde ich wohl irgendwann wieder nach Schweden zurückgehen.

Interview: Dagmar Leischow

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