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Tigerbeat

In den Booklets tauchen ihre Namen nirgends auf, und auf dem düsteren Cover der neuen CD sind keine Gesichter zu erkennen. Ganz klar: Tigerbeat wollen nicht in Einzelteile zerlegt werden. Zum Interviewtermin kommt trotzdem nicht die ganze Band. citymag sprach mit Songwriter und Sänger/Gitarrist Jörg Hawel, den alle nur als Frehn kennen, und Drummer, Produzenten und Cover-Gestalter Sven Elsner.

citymag: Ihr wollt nur gemeinsam ein Interview geben. Ist das Bescheidenheit oder Attitüde?

Frehn Hawel: Das ist schon richtig so. Wir sind ja vier. Und da soll auch jeder was sagen. Das bekommt immer einen besonderen Dreh – und sei es, dass du einen Widerspruch hast.

citymag: Was machen eure Kunstnamen vom ersten Album?

Sven Elsner: Die Kunstnamen sollten nur verwirren.

citymag: Jetzt sind alle restlos verwirrt – und damit reicht’s?

Elsner: Ich hatte die Idee, das weiter zu machen. Dann sind wir uns aber uneins gewesen.

citymag: Die erste CD heißt „No. 1“, die zweite „13 Songs“. Fällt euch denn gar kein richtiger Titel ein?

Elsner: Beim ersten Titel taten wir uns schwer. Und dann hat Daniel Holst vorgeschlagen: Macht doch „No. 1“, und wir sagten: Stimmt, ist ja die erste Platte. Und die zweite Botschaft lautet mit Augenzwinkern: We are No. 1! „13 Songs“ sehen wir wie einen Jazz-Standard. Es gibt den Titel auch von Fugazi, es gibt „10 Songs“ von Leonard Cohen, es gibt „13“ von Blur. Beim Album von Blur sieht die 13 genauso aus wie die von unserem Album. Der Reiz an der Sache: Es gibt sehr viele Bezugspunkte.

Hawel: Wir lassen der Musik den Vortritt. Deshalb reduzieren wir uns auf dem Album auch auf die Schemen und Schatten. Damit wollen wir weg vom Egokult vieler Bands.

citymag: Für das Debüt habt ihr bundesweit viel Lob bekommen. Hat sich das in den Besucherzahlen bei der Tour bestätigt?

Hawel: Dafür, dass wir allein unterwegs waren, war die schon erfolgreich. Natürlich waren nicht alle 18 Tage der Knaller. In Würzburg an einem Dienstag 60 Leute zu ziehen, war schon erfolgreich. Die Platte war zu diesem Zeitpunkt nur hinten in Spex und Vision besprochen. In Stuttgart traten wir auf, als gerade die Zeitungen mit all den Interviews raus kamen. Der Betreiber hat uns am Nachmittag gewarnt: Stellt euch darauf ein, dass wir einen Rekord aufstellen, nämlich Null. Gegen Elf rief er uns ganz wuschig im Hotel an: Wo bleibt ihr denn, die Leute werden narrisch! Wir kamen hin, und das Ding war zum Bersten gefüllt.

citymag: Was ist eigentlich „sophisticated Sex Rock“?

Hawel: Den gibt’s nicht mehr.

citymag: Wurde er mit eurer Website zu Grabe getragen, auf der der Begriff zu lesen war, und die es auch nicht mehr gibt?

Hawel: Die Website wird gerade überarbeitet. Zum Sex Rock: Da muss man jetzt die ganze Geschichte erzählen, sonst kommt es zu Missdeutungen. Wir haben mal mit Tomte im Hafenklang gespielt. Während wir spielten, war Tomte-Sänger Thees Uhlmann ganz aufgebracht und brüllte immer: Mensch, du siehst ja aus wie ein schwedischer Motorradweltmeister! Mensch, das ist ja gar kein Rock, das ist ja Sex Rock! Das hat sich dann so reingeschlichen, und wir haben es benutzt. Wir haben dabei überhaupt nicht bemerkt, wie man das auch lesen kann. Für uns lag die Betonung immer auf sexy – und nicht auf Sex im Sinne von: Das sind jetzt die derben Typen, die glauben, dass sie supergeil sind. Wir springen viel auf der Bühne herum, und die Musik animiert zum Tanzen. In dem Sinn ist sie für uns sexy.

Elsner: Aber sexy Rock klingt nicht so gut wie Sex Rock. Jetzt kommt aber ein neuer Begriff auf, wieder von Thees: Super Rock.

Interview: Jürgen Wittner

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