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„Timbuktu“ von Oumou Sangaré: Tiefes Empfinden statt zorniger Barrikadenlyrik
Mit ihrem neuen Album „Timbuktu“ versprüht die feministische Musikerin Oumou Sangaré eine Magie, die sogar ohne Textverständnis wirkt.
Oumou Sangaré ist eine jener Feministinnen, die noch tief in den Wurzeln einer patriarchalischen, muslimisch geprägten Gesellschaft stecken. Das tut dem Selbstbewusstsein der Sängerin aus Mali keinen Abbruch, laut und entschlossen erhebt sie ihre Stimme für den Aufbruch zum langen Weg Afrikas in die Gleichberechtigung. Doch der Punkt, an dem Frauen in ihrer Heimat stehen, definiert sich immer noch über Heirat, Heim und Herd: „Seid mutig, gebt nicht auf – egal, ob es um die Erziehung eurer Kinder geht oder darum, für euer Zuhause zu sorgen.“ Moderate Töne für eine Aktivistin, doch sie findet Gehör mit ihren Liedern – in Mali, überall auf der Welt.
In ihr aktuelles Album startet sie mit dem Blues-Shuffle „Wassulu Don“, einer Hymne, in der Sangaré über die Errungenschaften ihres Landes singt. Dann treten die traditionellen Instrumente der Wassouloumusik in den Vordergrund, doch wer glaubt, jetzt nur noch von der Jagd auf Wasserbüffel oder alte Savannenfeuergeschichten zu hören, irrt: Wer sich in die im Booklet mehrsprachig vorliegenden Texte vertieft, liest sich durch einen hochpolitischen Themenkatalog – trivial ist da keine Zeile, und poetisch sind die Texte überdies. Anders ausgedrückt: tiefes Empfinden statt zorniger Barrikadenlyrik.
Weil noch nicht die Rede davon war: Oumou Sangaré verfügt über ein gewaltiges Timbre, dem man sich nur schwer entziehen kann und das seine fesselnde Magie jenseits jeglichen Textverständnisses entwickelt. In den USA, Mali und Frankreich entstanden die Aufnahmen der Weltreisenden, die mit „Timbuktu“ die Tür zu einem globalen Verständnis für Kunst, Kultur und Menschlichkeit noch ein großes Stück weiter aufgestoßen hat. Sie selbst sagt: „Ich habe mein ganzes Leben in diese Platte gesteckt, dieses Leben, in dem ich Hunger, die Demütigung der Armut und Angst kennengelernt habe und aus dem ich heute Ruhm schöpfe.“ Blues eben.
Hör dir hier die neue Single „Wassulu Don“ von Oumou Sangaré an
Der Song ist am 8. März 2022 zum Internationalen Frauentag erschienen. Spricht man Sängerin auf die Bedeutung des Stücks an, erklärt Sangaré voller Inbrunst: „Ich bin überglücklich, dass meine neue Single am Weltfrauentag präsentiert wurde!“
Der Song handt von den Menschen in Wassulu, einem Ort in Mali, und ist gleichzeitig auch für sie bestimmt: „Wir haben dort etwas Großartiges erreicht, indem wir unser geliebtes Wassulu dank enormer Investitionen in einen Tempel des Friedens verwandelt haben. Damit sind wir Vorreiter in Mali. Begeben wir uns nach Wassulu, wo Gastfreundschaft, das gute Leben und große Ereignisse florieren. Komm mit mir nach Wassulu, wo Freude alles bedeutet!“