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Einfach so

Tiña
(Foto: Arnau Coll Saguer)

Das Debüt der Londoner Band Tiña ist mit allerlei Erwartungsdruck behaftet. Für Frontmann und Songwriter Josh Loftin ist das allerdings kein Problem: Er zieht Selbstbewusstsein aus seiner größten Krise.

Josh, ihr seid die erste Band, die einen Langspieler auf dem renommierten Label Speedy Wunderground veröffentlicht. Wie geht es euch damit?

Josh Loftin: Es ist eine Ehre. Ich respektiere Dan Carey wirklich sehr, und wir sind seit unserer Zusammenarbeit gute Freunde geworden. Jemanden zu haben, der unser Album veröffentlicht und damit so zufrieden ist, dessen Arbeitsweise ich respektiere und den ich als Mensch so schätze – das fühlt sich richtig gut an.

Wie seid ihr zu der Entscheidung gekommen, ein ganzes Album zu veröffentlichen?

Loftin: Dan hat uns das erste Mal auf einem Konzert gehört, das wir für die Geburtstagsfeier einer guten Freundin von uns gespielt haben, Lottie Pendlebury, die Sängerin der Band Goat Girl. Wir haben unter anderem ein Cover von Curtis Mayfields „Move it on up“ gespielt, einer von Dans Lieblingssongs, glaube ich, aber zitier mich bitte nicht. (lacht) Nach der Show hat er uns gefragt, ob wir mit ihm eine Single aufnehmen wollen.

Hat Dan eure Arbeitsweise beeinflusst?

Loftin: Nein. (lacht) Aber dass jemand, der mit so viel Integrität und Liebe für die Musik arbeitet, und der eine solche Position innehat wie Dan, hinter unserer Musik steht, ist sehr ermutigend gewesen.

Was uns zum Titel eures Albums bringt. „Positive Mental Health Music“. Was war bei dir los, als du diese Songs geschrieben hast, wenn ich fragen darf?

Loftin: Eines Tages ist irgendetwas in meinem Kopf passiert, das mich auf diesen Pfad gesetzt hat. Das muss so vor zwei Jahren gewesen sein. Und in dem Prozess, mich da durchzuarbeiten … zu überleben, wenn ich ehrlich bin … habe ich näher zu mir selbst gefunden. Wenn mein Kopf mir sagt, dass ich dieser furchtbarer Mensch bin, muss ich dagegenarbeiten, Yoga machen, kalte Duschen nehmen, Atmungsübungen machen – um zu mir zurückzufinden. In dem Prozess, zu meinem eigentlichen Ich zurückzufinden, ist mein Songwriting ehrlicher geworden. Wenn man es poetisch sehen möchte, könnte man sagen, dass die Noten und die Worte jetzt mehr miteinander im Einklang sind. Ich gestehe meinen Schmerz offen ein.

Dabei könnte man den Schmerz dagegen leicht überhören – eure Musik ist zwanglos, die Texte sind surreal, absurd und nicht selten sehr witzig.

Loftin: Ich glaube, es braucht gerade diesen Humor. Die Songs klingen so weniger aufgesetzt und sentimental, diese „Mach damit, was du willst“-Attitüde zwingt die dunklere Seite der Musik denen, die sie hören, nicht auf; wir legen uns da nicht so rein. Trotzdem ist es mir manchmal peinlich, ich komme mir dann vor wie ein rührseliger Lyriker, sehr uncool. Aber letztlich ist das wie mit meiner Mental Health: Ich muss zu mir stehen und hoffen, dass etwas davon rüberkommt.

Andererseits lassen sich die eigenen Gefühle mit Nonchalance gut überspielen.

Loftin: Generell schon, aber meine Texte überspielen nichts. Es stimmt, dass sich die Texte verändern, wenn sie auf den Ton der Musik treffen, aber das Leben ist auch nicht eine einzige, lange, düstere Erfahrung – sondern eine Collage. Die Dunkelheit ist echter, wenn sie neben den anderen Teilen des Lebens steht: Humor und Verspieltheit. Ich glaube, gute Kunst ist komplexer, nicht nur dunkel, nicht nur schwer … und ich meine nicht zwangsläufig, dass wir gute Kunst machen (lacht), aber für uns fühlt sich diese Beziehung zwischen verschiedenen Gefühlen stimmig an. Es gilt nur, ihnen einen roten Faden zu geben.

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