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„Mission: Impossible“? Für Tom Cruise ist kein Stunt zu gefährlich

Tom Cruise Mission Impossible
Geht nicht gibt's nicht: Tom Cruise in „Mission: Impossible - Rogue Nation“ (© 2015 PARAMOUNT PICTURES. ALL RIGHTS RESERVED. / Chiabella James)

Je älter er wird, desto irrer werden seine Filmstunts: Tom Cruise kann es nicht lassen, uns seine ungeminderte Männlichkeit zu beweisen.

Am 22. Mai startet mit „Mission: Impossible – The final Reckoning“ die vielleicht letzte unmögliche Mission von Tom Cruise als Superagent Ethan Hunt im Kino. Sicher ist: Auch darin wird der fast 63-Jährige wieder lebensgefährliche Stunts selbst ausführen. Heute kommt erstmal „Rogue Nation“ von 2015 bei ProSieben, in den folgenden Tagen laufen noch mehr „M:I“-Teile. Zeit, mal ein wenig über den Star und seine Stunts nachzudenken.

Altern? Nicht für Tom Cruise!

Wenn ein Mann das 40. Lebensjahr überschreitet, zieht er in der Regel das erste Mal Bilanz. Er stellt fest, dass Muskelmasse und Leistungsfähigkeit ab- und Körperfettanteil und Belastungsgrenzen zunehmen. Die eigene Sterblichkeit führen ihm seine immer siechigeren Eltern vor Augen, das Endegelände der Karriere die jüngeren Kollegen. Und die Erkenntnis, dass er nicht mehr die ganze Welt und die darin lebenden Frauen erobern wird, trifft ihn allmorgendlich beim Frühstück mit Frau und quengelnden Kindern. Die üblichen Reaktionen auf diese Quartalszahlen mit nach unten weisender Erfolgskurve sind Männlichkeitsrückversicherungen finanzieller Natur.

Was aber tun Männer, die berühmt genug sind für fast jede Geliebte und reich genug für jedes Geschenk an die eigene verblühende Maskulinität? Hollywoodstar Tom Cruise, geschätzte 500 Millionen Dollar schwer, Besitzer mehrerer Luxusimmobilien und Gegenstand zahlreicher Gerüchte um Affären mit jüngeren Frauen, zögert den Übergang vom verbrachten zum verbleibenden Leben seit Jahren im Kino hinaus: Er macht aus seinen Filmen Extremsportevents. Und je älter er wird, desto wahnwitziger werden seine Stunts.

Was macht Tom Cruise in „Mission: Impossible 1 + 2“?

Im ersten Teil sprint Cruise noch – gähn! – vor einem berstenden Speisefischaquarium davon, hängt am Seilen von einer Decke runter und rangelt vor der Blue Screen auf einem dahinschießenden Hochgeschwindigkeitszug herum. Er ist ja auch erst 34 und der wohl größte Filmstar der Welt. Da schießt so viel Testosteron ins Blut, wer braucht da schon Ersatzbefriedigungen? Doch schon wenige Jahre später muss der Enddreißiger Cruise nachdrücklich seine Virilität beweisen: In der Eröffnungssequenz von „Mission: Impossible 2“ freeclimbt er in einem Felsen im Dead Horse Point State Park in Utah, in schwindelerregender Höhe und nur durch ein paar Seile gesichert. Natürlich soll das die Verwegenheit und Stamina der Hauptfigur betonen. Aber im Männergenre Actionfilm überlappen sich die Images der Helden immer mit denen ihrer Darsteller – Bruce Willis oder Clint Eastwood hält man für extrem männlich, weil sie in ihren Filmen extrem männliche Dinge tun wie Terroristen wegpusten oder Outlaws umlegen. Und sie tun das, eben weil sie sich für extrem männlich halten.

Was macht Tom Cruise in „Mission: Impossible 3 + 4“?

Im Jahr 2006 wird Cruise Vater. Damit hat er seine Männlichkeit wohl so weit unter Beweis gestellt, dass er sich mit 45 im dritten Teil damit begnügt, vom Studionachbau eines Wolkenkratzers zu springen, um einen echten Basejump nachzustellen. Aber irgendwie reicht das dann doch nicht. Es muss eine Steigerung zum Felsenklettern her, eine wahrhaft wahnsinnige Tat der Männlichkeit, ein „Fuck you!“ an altersbedingtes Weicheiertum und kriseninduzierte Wehwehchen.

In Dubai findet Tom Cruise, was er dafür braucht: das höchste Gebäude der Welt, den Burj Khalifa. In „Phantom Protokoll“ beweist Cruise seinen Fans und sich selber, was für ein ganzer Kerl er auch mit 49 noch ist. Er kraxelt an der Glasfassade des Stahl- und Glasgiganten mehrere Stockwerke hoch, in 800 Metern Höhe, wiederum nur durch Seile gesichert, von Fallwinden hin und her geworfen. Spätestens danach hätte Cruise eigentlich zu sich selber sagen können: Tom, ist gut jetzt, du bist immer noch der knackige Jungspund, der du in „Top Gun“ und „Tage des Donners“ warst, mutig wie zehn Klippenspringer, hart wie Iron Man und Ironman-Sieger, unsterblich wie Mythos und Messi.

Was macht Tom Cruise in „Mission: Impossible 5 + 6“?

Doch: Tom Cruise hat seine Midlife-Crisis immer noch nicht überwunden, sie droht sogar zum Dauerzustand zu werden. Und so sehen wir den 53 Jahre alten Cruise in „Rogue Nation“ sechs Minuten unter Wasser die Luft anhalten und außen an ein startendes Militärflugzeug geklammert auf 1 500 Meter mitfliegen. Wahrscheinlich auch, um jüngere Zielgruppen für altere Actionhelden zu erobern. Dafür legt er in „Fallout“ mit 56 noch einen, nein mehrere drauf: Er fällt von einem Seil, das in 650 Meter Höhe an einem Hubschrauber hängt auf die 15 Meter darunter befindliche Ladung. Er macht einen Spiralflug mit einem Helikopter durch einen Wasserfall. Er unternimmt als erster Schauspieler der Filmgeschichte einen Halo-Fallschirmsprung aus 8 000 Meter Höhe mit Sauerstoffhelm. Er bricht sich den Knöchel bei einem Sprung über die Häuserschluchten von London.

Was macht Tom Cruise in „Mission: Impossible 7“?

Das hier. Ohne Worte.

Was macht Tom Cruise in „Mission: Impossible 8“?

Ach, das Übliche: An einem Doppeldecker-Propellerflugzeug rumhängen, in einem rotierenden Wassertank mit einem Fassungsvermögen von rund 8,5 Millionen Litern rumtauchen und noch so einiges mehr, bei dem wir uns im Kinosessel schon bei Zuschauen in die Hose machen oder eine Kotztüte brauchen.

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