Tones And I
Die australische Mittzwanzigerin Toni Watson alias Tones And I war eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Hippie-Leben. Doch dann kam „Dance Monkey“ – und plötzlich war alles anders.Interview: Steffen Rüth
Toni, hast du dich damit abgefunden, ein Popstar zu sein?
Toni Watson: Nein. Das ist alles komplett verrückt und immer noch irreal. Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass so etwas passieren wird, hätte ich ihn nur ausgelacht.
Weißt du noch, wie du „Dance Monkey“ geschrieben hast?
Watson: Es war gegen 17 Uhr an einem Nachmittag vor etwas über einem Jahr. Mein Manager hat mich in dieser kleinen Hütte im Wald wohnen lassen, wo ich in einem Schrank gehockt und diese Melodie vor mich hergesungen habe. Ich wollte nicht, dass mich jemand hört, obwohl in einem Umkreis von ein paar hundert Metern überhaupt keine Häuser sind.
Der Song handelt von deinen Erfahrungen als Straßensängerin, richtig?
Watson: „Dance Monkey“ hört sich nach Spaß und Party an, entstand aber ursprünglich aus Frust über die respektlosen Leute, denen du als Straßenmusikerin nicht entgehen kannst. Besonders hart ist es abends und am Wochenende, wenn die Leute besoffen sind. Ein Mädchen wollte sogar mal mein Keyboard klauen. Trotzdem liebe ich es immer noch, bis zu sechs Stunden am Stück auf der Straße zu stehen und Musik zu machen.
Du stammst aus Melbourne, bist aber vor zwei Jahren nach Byron Bay umgesiedelt, um dort Straßenmusik zu machen. Weshalb?
Watson: In Melbourne musst du erst eine Prüfung ablegen und dann noch über ein Jahr warten. In Byron Bay konnte ich dagegen gleich loslegen. Ich habe in einem alten Bulli gelebt, der vor einem Hostel geparkt war. Jeden Dienstag bin ich dort aufgetreten, und als Gegenleistung konnte ich umsonst duschen und auch etwas zu essen bekommen. An den restlichen Tagen habe ich draußen gespielt. Das war eine sehr freie und glückliche Zeit.
Hast du im Hostel auch „Dance Monkey“ gesungen?
Watson: Ja. Nach einiger Zeit kamen die Leute extra wegen mir, und das Hostel fing sogar an, fünf Dollar Eintritt an den Dienstagen zu nehmen. Weil die Leute so ausgeflippt sind, dachte ich mir: Na gut, stelle ich den Song mal ins Internet. Dann ging alles sehr, sehr schnell.