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Toots‘ letztes Interview

Toots Hibbert
(Foto: Hugh Wright)

Wir hatten mit „Toots“ Hibbert über sein neues Album „Got to be tough“ gesprochen – zwei Wochen nach dessen Erscheinen ist die Reggae-Legende verstorben.

Für die Rückkehr der Reggae-Band Toots & the Maytals hat kulturnews den Frontmann Frederick „Toots“ Hibbert interviewt. Am Telefon von Jamaika hat der Sänger mit uns über soziale Ungerechtigkeit und sein erstes Album seit über zehn Jahren „Got to be tough“ gesprochen – wir konnten natürlich nicht ahnen, dass nur etwa zwei Wochen nach dessen Erscheinen „Toots“ Hibbert an den Folgen einer Coronavirusinfektion sterben würde. Doch „Got to be tough“, und die Botschaft die in dem Album und in den Worten von „Toots“ stecken, sind nach wie vor gültig.

Das kulturnews-Interview mit „Toots“ Hibbert

„Ich habe die Songs für das Album schon vor alledem geschrieben“, sagt Toots Hibbert und meint damit die Corona-Pandemie, die Ungewissheit, die sie mit sich bringt, und die Proteste gegen systemischen Rassismus und Polizeigewalt in den USA. „Aber ich würde jetzt auch nichts mehr ändern.“ Kein Wunder: Schon seitdem er mit der Hitsingle „Do the Reggay“ seiner Band Toots & The Maytals dem Genre 1968 seinen Namen gegeben hat, ging es in seiner Musik weniger um die spezifischen Umstände als um soziale Missstände im Allgemeinen.

Der gesellschaftliche Kontext konnte variieren, und doch sind Songs wie „54-46 was my Number“ und „Time tough“ stets gültig geblieben. Eben so eine Setzung ist es, wenn Toots nun mit „Got to be tough“ zurückkehrt, seinem ersten Studioalbum seit über zehn Jahren, dessen erste Entwürfe der 77-Jährige zudem noch im Alleingang zu Hause komponiert, arrangiert und eingespielt hat. Noch immer treiben ihn auf Tracks wie „Freedom Train“, „Got to be tough“ und „Struggle“ dasselbe Thema um: der Kampf gegen die Ungerechtigkeit.

Noch immer geht Toots mit denselben Mitteln gegen sie an: mit Musik, Tanz und Positivität. Da ist es kein Widerspruch, wenn auch Songs wie das zärtliche Liebeslied „Good Thing that you call“ oder das treibende „Having a Party“ neben den politischen Statements stehen. Im Gegenteil: Mit dieser Besinnung auf das Wesentliche schafft es Toots, auch im Angesicht der aktuellen Geschehnisse positiv zu bleiben. Denn das ist harte Arbeit, wie er selbst zugibt: „Man muss viel aushalten, wenn man positiv bleiben möchte – und positiv bleiben, wenn man durchhalten will.“

Dabei war lange Zeit unklar, wann sein nächstes Album kommen würde: Nach einer Verletzung bei einem Konzert 2013, als ein Fan eine Wodka-Flasche auf ihn geworfen hatte, zog sich die Reggae-Legende erst einmal zurück. Die Frage, ob er mit der Musik weitermachen will, hat sich für Toots allerdings nie gestellt: „Ich kann gar nicht anders.“

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