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„Toxic Tom“: Ein Incel taucht als Transfrau ab

Die Serie „Toxic Tom“ läuft bei ZDFneo und kann in der ZDF-Mediathek gestreamt werden.
Tom (Anders Baasmo Christiansen) und sein Alter Ego Beret. Die Serie „Toxic Tom“ läuft bei ZDFneo und kann in der ZDF-Mediathek gestreamt werden. (Foto: ZDF / Maipo Film / Yellow1 / [M] Feedmee)

Die Serie „Toxic Tom“ – jetzt bei ZDFneo und in der ZDF-Mediathek – handelt von dem Incel Tom, der eines Tages als Internet-Troll geoutet wird und untertauchen muss.

Diese Serie hat 2025 beim rennomiverten Serienfestival Canneseries gleich drei Mal abgeräumt. Sie wurde beste Serie, beste Langserie, und Hauptdarsteller Anders Baasmo erhielt den Preis für seine schauspielerische Leistung. Die Serie „Toxic Tom“ läuft jetzt bei ZDFneo und kann in der ZDF-Mediathek gestreamt werden. Sie handelt von dem Incel Tom Hallsténsen, der der feministischen Comedienne Live Stensvaag im Internet mit Vergewaltigung droht und nach seinem Outing untertaucht.

Anders Baasmo („Powerplay“) spielt den Incel Tom in einem perfekten Gleichgewicht zwischen emotionaler Einsamkeit im realen Leben und rigider, gnadenloser Härte im Digitalen. Zwischen Ballerspielen und Suchen nach einer Frau in Kontaktbörsen am Computer arbeitet Tom in Oslo in der Damenboutique seiner Mutter, die im Pflegeheim lebt. Er verachtet moderne Männer, empfindet den feministischen Einfluss in der norwegischen Gesellschaft persönlich als Bedrohung und arbeitet sich an Frauen in der Öffentlichkeit ab, so auch an der Comedienne Live Stensvaag (Ingrid Unnur Giæver, „Oslo Stories: Träume“), die in ihrer Show im Fernsehen von einer Beinahe-Vergewaltigung berichtet hatte. Als Live Toms Vergewaltigungsdrohung in einer Talkshow publik macht, knacken Hacker innerhalb kürzester Zeit Toms Profile im Internet und legen all seine Aktivitäten im Web bloß. Die Folge sind extreme Häme, Hass und die absolute Bloßstellung der bis jetzt im analogen Leben kaum bekannten Person Tom. Seine Konsequenz: Nach einem missglückten Suizidversuch taucht Tom unter, indem er sich mit den Utensilien aus Mutters Boutique als Frau verkleidet und unter dem falschen Namen Beret in einer Notunterkunft für Frauen Unterschlupf findet. Fortan erlebt Tom/Beret seit langem erstmals wieder Liebe und Zuneigung, vor allem aber hat er einblick in geschützte Räume für Frauen und erlebt durch Männer verursachtes Leid hautnah.

Dass die Serie bei den Canneseries so beeindruckte, liegt neben dem Schauspiel von Anders Baasmo vor allem an der Leistung von Thomas Seeberg Torjussen, der das Drehbuch schrieb und auch Regie führte. Zwar ist die schnelle äußere wie auch innerliche Verwandlung von Tom in die Transfrau Beret nicht unbedingt nachvollziehbar, auch die emotionale Einfühlsamkeit, die Beret fortan an den Tag legt, wirkt unglaubwürdig in ihrer Perfektion, so als sei sie schon seit Jahren gelebte Praxis. Doch der Verdacht des Didaktischen in der Handlung, der daraus erwächst, wird durch das Schauspiel aller wieder abgeschwächt. Während die Comedienne Live sich Vorwürfe wegen Toms Outing macht – sie hält ihn für tot –, entwickelt Tom in der Rolle der Beret eine Verpflichtung zu sozialem Verhalten, das er im Schutz seiner neuen Rolle immer weiter ausbaut. Natürlich kann die Serie Toms Auftreten als Beret nicht bis zum Ende durchziehen, Berets Existenz ist also nicht auf Dauer angelegt. Doch auch das weiß „Toxic Tom“ sehr gut in die Handlung zu implementieren.

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