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Traccia Mista

Italienischer HipHop ist nicht erst seit Jovanotti für seinen zurückgelehnten Charakter bekannt. Aus HipHop, Funk und Schmuse-Soul mischen Traccia Mista auf ihrer neuen CD „Primo“ einen harmlosen, aber bekömmlichen Musik-Cocktail. Zur Tour sprach kulturnews mit MC Luciano über Musik und Politik.

citymag: Luciano, warum wird in italienischen Restaraunts immer nur Zuccchero, Eros Ramazotti und Gianna Nannini gespielt?

Luciano: Keine Ahnung. Ich kann auch nicht mehr tun, als weiter Musik zu machen. Wenn die über die Grenzen Italiens hinaus Erfolg hat, ist das cool. Auch wenn es nicht einfach ist. Aber wenn man die Vibes eines Songs versteht, muss man die Sprache nicht kennen. Auf diese Art mag ich auch deutschen Rap.

citymag: HipHop ist eine demokratische Musik, deren Prinzip die Freiheit des Geistes ist. Was bedeutet der rechte Medien-Präsident Berlusconi für die Kunst?

Luciano: Die Kunst führt Gott sei Dank ihr eigenes Leben, selbst wenn sie jemand unterdrückt, weil sie eine abweichende Meinung vertritt. HipHop entstand in den USA aus der Unterdrückung der Schwarzen durch die weiße Regierung. Ich lasse mir meinen Standpunkt nicht verbieten. Unterschiede sollten respektiert und nicht bekämpft werden. Wenn Berlusconi die Linken angreift, werden wir reagieren.

citymag: Machst du dir keine Sorgen?

Luciano: Doch. Berlusconi hat maximale Macht. Besonders durch die Medien, die den Geisteszustand des Volkes kontrollieren. Dadurch kann er mich mundtot machen. Es liegt also an den Menschen, zu verstehen, was wahr und was falsch ist.

citymag: Und wenn die das nicht können?

Luciano: Das ist ein globales Problem. Man hat die Freiheit, alles zu sagen, was man will. Berlusconi war vor Jahren schon mal Regierungschef, aber alle scheinen vergessen zu haben, was damals alles falsch gelaufen ist. Um Polititk zu verstehen, braucht man einen eigenen Standpunkt, sonst glaubt man alles, was einem erzählt wird. Ein armer Mensch folgt jedem, der ihm Reichtum verspricht …

citymag: Menschen brauchen einen Führer.

Luciano: Viele Leute brauchen jemanden, der sie an die Hand nimmt. Das ist gefährlich, das sagt uns die Geschichte. Als Sänger, der Anderen seine Perspektive erzählt, bin ich auch eine Art Führer. Mit dem Unterschied: Ich will vermitteln, nicht spalten. Wer seinen Kopf nicht benutzt, hat schon verloren.

Interview: Volker Sievert

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