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Tragbare Musikplayer – Erst Popkultur, jetzt Hochkultur

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Tragbare Musikplayer waren jahrzehntelang eine Instanz; vom Sony Walkman bis hin zum Apple iPod. Nun gehören sie im Wesentlichen der Vergangenheit an. Zum größten Teil haben unsere Smartphones die Lücke gefüllt, die Musikplayer hinterlassen haben.

Auch und nicht zuletzt, weil wir heute Streaming Apps statt klassische Datenträger nutzen und unsere Musik von Diensten wie Spotify, Apple Music oder YouTube Music beziehen. Dennoch gibt es durchaus immer noch reine Musikplayer für Enthusiasten.

Angefangen hat alles mit dem Walkman

Der originale Sony Walkman wurde 1979 für den japanischen Markt veröffentlicht. Sony hatte zurückhaltende Verkaufserwartungen und ging davon aus, etwa 5.000 Geräte pro Monat zu verkaufen. Es wurden stattdessen in den ersten zwei Monaten mehr als 30.000 Geräte verkauft. Der Walkman wurde in den 1980er Jahren zu einem kulturellen und vor allem globalen Phänomen. Bis 1989 verkaufte Sony 100 Millionen Einheiten! Es war der erste wirklich globale Durchbruch für Sony. Der Walkman spielte kompakte Kassetten ab. Ein Standard, der 1963 von Philips entwickelt und veröffentlicht wurde. Durch diese Geräte und Kopfhörer wurde die Musik erstmals mobil! Später entwickelten Sony und Philips kollaborativ das Compact Disc Format (CDs). Entsprechend brachte Sony den „Discman“ bzw. „CD Walkman“ heraus.

Musik im Datenformat – mp3 verändert alles

Während rein digitale Musikplayer in den späten 1990er Jahren an Traktion gewinnen konnten, gelang ihr großer Durchbruch erst durch die Einführung des iPod im Jahr 2001. Dies war der Punkt, an dem die Benutzer weitgehend von physischen Musikmedien zu digitalen Musikdateien wechselten. Die Geräte wurden viel kompakter und konnten doch weit mehr Musik beherbergen. Ganze Musikbibliotheken ließen sich rein virtuell verwalten. Argumente, gegen welche die Walkmans und Discmans nicht ankommen konnten. Doch kaum, dass mp3 Player zum neuen Goldstandard in Sachen mobilem Musikkonsum reiften, wurden sie selber technisch obsolet. Denn im Jahr 2007 brachte Apple das iPhone auf den Markt, das unter anderem viele der Musikwiedergabefähigkeiten des iPod absorbierte. Als sowohl Apple- als auch Android-Smartphones populär wurden, verloren dedizierte Musikplayer aller Art schnell an Bedeutung. Schließlich machte es keinen Sinn, ein separates Gerät zu tragen, wenn das „Handy“ die gleichen Dinge kann und man es sowieso immer dabei hat. Erweiterbarkeit über microSD-Kartensteckplätze machte viele Smartphones auch in Puncto Speicher mehr als ebenbürtig. Und bald war nicht einmal mehr das nötig, als Musik-Streaming-Dienste auftauchten – und damit vollends den mobilen Computer bedienten, der das Smartphone nun einmal ist.

Gibt es noch dedizierte Musikplayer?

Sicher kann man auf dem Zweitmarkt – angefangen beim Walkman von einst – noch alle möglichen mobilen, „reinen“ Musikplayer finden. Tatsächlich erscheinen auch noch neue Geräte. Doch sind sie mittlerweile vom popkulturellen Alltagsgegenstand zu einer Nische geworden und haben sich an die neuen Marktbedingungen angepasst – sprich: ihre Zielgruppe verändert. Musikplayer für den Massenmarkt sind so
gut wie tot. Der neueste iPod Touch wurde 2019 veröffentlicht und 2022 eingestellt, wobei kein Nachfolger geplant ist. Und das war so ziemlich der letzte prominente Verfechter seiner Art.

Zugleich wird die Walkman-Serie immer noch regelmäßig gepflegt, wobei die neuesten Modelle, der NW-WM1ZM2 und der NW-WM1AM2, Anfang 2022 veröffentlicht wurden. Was dabei auffällt: Von einigen wenigen, einfache Geräten abgesehen, schießen die Preise schnell und steil nach oben – durchaus in den Bereich von mehreren tausend Euro! Sony (und andere Hersteller) legen Wert auf Premium-High-End-Musikplayer. Der audiophile Markt ist eine kleine, aber zahlungswillige Community. Und der patentierte „Walkman“ (wenn auch längst ohne Kassette) ist die dedizierte Lösung von Sony für solche Genusshörer, die auch unterwegs keine tonalen Kompromisse eingehen wollen. Während Smartphones für die meisten normalen Hörer längst ausreichen, werben Walkman-Geräte mit Funktionen wie nativer DSD-Unterstützung und der Einbeziehung eines S-Master HX-Digitalverstärkers um Leute, die sich unter solchen technischen Bezeichnungen auch was vorstellen können.

Machen dedizierte Musikplayer überhaupt noch Sinn?

Wenn Sie bereits ein Smartphone haben, haben Sie wahrscheinlich bereits die meisten Ihrer Bedürfnisse in Puncto „Musik hören“ erfüllt. Viele Smartphones können mittlerweile sogar verlustfreie FLAC-Dateien abspielen. Und während Kopfhörerbuchsen bei Smartphones immer seltener werden, werden Bluetooth In-Ear-Kopfhörer immer ausgereifter. Wenn Sie wirklich die Zuverlässigkeit benötigen, die kabelgebundene Kopfhörer bieten, können Sie einen Dongle verwenden, um diese über Ihren USB-C-Anschluss anzuschließen.

Wenn Sie jedoch audiophil veranlagt sind und sich nach dem absolut besten Hörerlebnis sehnen, könnten die Walkman-Reihe und die High-End-Audioprodukte von Sony und Co. einen Blick wert sein. Sie bieten nicht nur erstklassige Wiedergabe, sondern auch eine Reihe von Funktionen, um Ihre Songs zu verfeinern und sie genau so klingen zu lassen, wie Sie es möchten. Die Android-betriebenen Walkmans unterstützen auch Musik-Streaming-Dienste. Andererseits müssen Sie genau überlegen, ob es für Sie Sinn macht, mehr als 1.000 Euro – oder in einigen Fällen 3.000 Euro – für einen dedizierten Musikplayer dieser Qualität auszugeben. Da sollten beim Hören schon besser die Freudentränen kommen. Sonst kommen andere Tränen.

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