„Transit“ mit Paula Beer und Franz Rogowski im ZDF
Georg und Marie sitzen in Marseille fest, auf der Flucht vor den Nazis. Die beiden Flüchtlinge verlieben sich … Literaturverfilmung von Christian Petzold
Wir befinden uns im Jahr 1940, die deutschen Truppen stehen vor Paris. Der deutsche Flüchtling Georg (Franz Rogowski) liest in einem Güterwagen das letzte Manuskript des Schriftstellers Weidel, dessen Identität er annimmt, um in Marseille untertauchen zu können. Dort verliebt er sich in Weidels Exfrau Marie (Paula Beer) …
Christian Petzold hat Anna Seghers’ Exilroman „Transit“ ins heutige Marseille verlegt – ein Verfremdungseffekt, der nur kurz irritiert. Die Flüchtlinge erscheinen uns als Geisterwesen, und die Hafenstadt Marseille wird zu einer Art Zwischenwelt. Die Überlagerung der Zeitebenen setzt sich in der Textur des Films fort: Zwischen den Bildern passiert mindestens ebenso viel wie in ihnen – nie stimmt das, was wir sehen, ganz mit den Schilderungen des allwissenden Off-Erzählers überein. Vergangenheit und Gegenwart hallen ineinander wider. Das womöglich Erstaunlichste an „Transit“ aber ist, dass er trotz seiner hochkomplexen Konstruktion auch als klassisches Melodram funktioniert, das sich seiner Vorbilder bewusst ist – und doch so groß und geheimnisvoll, als wäre es das erste Mal. (sb)