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TRASH!

So siegesbewusst betreten sie die Bühne, als hätten sie die Gunst des Publikums längst in der Tasche. Mit dem Stolz eines Spaniers trippelt und tackert ein blondgelockt-braungebrannter Tapdancer nach dem anderen seine Soloeinlage. Fünf Minuten lang, dann ist die Crew komplett – zehn sonnenbebrillte Teens in safarigrünen und neofarbenen Straßenkehrer-Westen präsentieren ihr Zahnpasta-Lächeln. Ihr Ausdruck verrät: Sie fühlen sich wie Superstars. Zwischen viel Rauch und lautem Getöse versuchen sie sich an synchronen Tapdance-Einlagen – aber beim Bemühen bleibt es auch. „TRASH!“, so heißt die an „Stomp“ angelehnte Baustellen-Percussion-Show, entpuppt sich unfreiwillig als Parodie von Luke Cresswells und Steve McNicholas virtuoser „Dustmen“-Performance, die seit 1991 das Publikum weltweit fasziniert.

Aber von diesem Erfolg kann das Plagiat „TRASH!“ nur träumen. Zu unpräzise, applaushaschend und technisch unausgegoren wirkt die Mülltonnen-Performance von acht gut gebauten Jungs und zwei Girlies aus den USA und Großbritannien. Ihre Show schielt ohne Fantasie nach dem großen Bruder „Stomp“, der selbst vor Witzigkeit sprüht und dessen Darsteller sogar mit Streichhölzern Musik zu machen verstehen. Den „TRASH!“-Zuschauer schmerzt es hingegen in den Ohren, wenn sich die Muskelpaket-Tänzer beim Steppen häufig und heftig auf das Mikro an der Brust schlagen oder zu schrill in ihre Pfeife blasen.

Tja, da wurde mal wieder am falschen Ende gespart – ein paar Richtmikrofone mehr auf der Bühne statt solchen am Körper hätten der Show und dem Publikum gut getan. Aber dafür fehlte den Choreografen Scott und Michelle Peters wohl das Einsehen. Selbstbeweihräuchernd bewirbt man stattdessen die Darstellungskunst der jungen Tänzer und Drummer als „unglaublich, unbeschreiblich“ und als „blaues Wunder“. Das ist es denn auch wirklich.

Kornelia Doren

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