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Travis

Liebeskummer lohnt sich nicht? Irrtum. Travis-Sänger Fran Healy hat mit dem Album „The Man Who“ das Gegenteil bewiesen.

Frauen sind manchmal gar nicht so wunderbar. Diese Erfahrung machte zumindest Travis-Sänger Fran Healy, als ihn seine Freundin plötzlich verließ. Doch der Schotte wäre kein echter Musiker, wenn er seinen Herzschmerz nicht auf seiner Gitarre ausgelebt hätte. Was dabei herausgekommen ist? Das aktuelle Album „The Man Who“ mit zehn emotionsgeladenen Songs, die selbst die rauhbeinigen Jungs von Oasis begeistern. Kein Wunder eigentlich. Ist doch der Opener „Writing To Reach You“ ohrenfällig vom Oasis-Hit „Wonderwall“ beeinflusst. Was dem Travis-Frontmann bei einem Konzert sogar ein joviales Schulterklopfen von Noel Gallagher höchstpersönlich einbrachte. „Er hat gesagt, dass ‚Writing To Reach You‘ ein würdiger Nachfolger für ‚Wonderwall‘ sei“, brüstet sich Fran stolz.

Doch nicht nur Oasis beflügelten seine Kreativität. Auch Franz Kafkas Roman „Der Prozess“ inspirierte den Schotten. Obwohl er gerade mal die ersten 30 Seiten gelesen hat. „Bücher sind eigentlich nichts für mich“, winkt Fran ab. „Aber Kafkas Theorien gefallen mir trotzdem. Sein Hang zu Gefühlsschwankungen spiegelt sich auch in meinen neuen Songs wider.“ Will heißen: In einem Stück vereinigen sich Freude und Trauer. Bittersüße Songs also, weil Hochs und Tiefs nun mal das Leben ausmachen. „Guck‘ dir die Kinder an. Die können gleichzeitig lachen und weinen“, doziert der Sänger weiter. „Erwachsene werden dagegen immer cooler und wollen ihre Gefühle steuern, was natürlich nicht funktioniert.“

Klingt fast so, als sei beim Travis-Zweitling ein (Selbst-)Therapeut am Werk gewesen. „Natürlich haben mich die Songs erleichtert“, bestätigt Fran prompt. „Sie haben aber nicht nur für mich Therapie-Charakter, sondern auch für die Fans. Denn Trennungsschmerz kennt jeder.“

Wohl war. Und weil die neuen Stücke richtig herzergreifend sind, passen sie bestens in die düsteren Jahreszeiten. „Im Sommer sollten die Leute unsere Stücke nicht unbedingt hören“, befindet der Schotte. „Dafür sind sie einfach zu melancholisch.“ Bei Sonnenschein ist die Fangemeinde in der Tat mit dem Travis-Debüt „Good Feeling“ besser bedient. Weil die Band auf dieser Scheibe nicht nur süße Balladen singt, sondern richtig rockt. „Die Presse hat uns daraufhin sofort den Stempel ‚musikalisch schizophren‘ aufgedrückt“, ärgert sich Fran. „Das ist natürlich Schwachsinn. Denn das Leben ist niemals nur eindimensional.“

Dagmar Leischow

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