Zum Inhalt springen

Travis

Als das Quartett aus Glasgow, der heimlichen Hauptstadt britischer Pop-Produktion, plötzlich da war, galten sie noch als überdrehte Gerade-mal-nicht-mehr-Teeniebopper, die sorgenfreien, gitarrenlastigen Poprock lieferten. Und nun dies: Drei Jahre später kommen uns Travis mit einem komplexen, entspannten, gar tiefgründigen Popalbum. „The Man who“ (Sony) mag dereinst ein Klassiker werden. Sänger und Songschreiber Francis Healy erzählte von Travis. Teil 2.

KULTUR!NEWS: Francis, wie ist das nun? Habt ihr auf dem ersten Album posiert, und man hört jetzt erst die „echten“ Travis?

Francis Healy: Die Band sehe ich als ständiges work in progress an. Echte Bands wie wir kommen zufällig zusammen, waren vielleicht schon vorher befreundet und fangen dann an, Musik zu machen; da gibt es etwas, was sie ganz persönlich zusammenhält. Und bei diesen Bands weißt du nie, was du zu erwarten hast, denn sie können alle möglichen seltsamen Wege einschlagen. Weil sie einfach spielen. Ich denke niemals darüber nach, worüber ich schreiben sollte oder wie der fertige Song klingen soll.

K!N: Als blutige Studio-Anfänger seid ihr bei eurem ersten Album gleich an Starproduzent Steve Lilywhite geraten. Wie habt ihr euch nun gegen Mike Hedges behauptet?

Healy: Das erste Album hatten wir an vier Tagen aufgenommen … Ich habe Beweismaterial auf Video, wie Steve Lilywhite nach jedem Take ruft: OK; nächstes Stück! Diesmal hatten wir mehr Raum, um die Stücke zu entwickeln.Wir hatten einige Geschichten über Mikes Studio in der Normandie gehört, vor allem von dem Mischpult, an dem „Dark Side of the Moon“ produziert wurde. Er ist Perfektionist – die Gesangsspur auf „Why does it always rain on me?“ ist ein Verschnitt aus vierzehn verschiedenen Versionen! So könnte ich niemals auch nur annähernd singen. Wenn‘s nach mir ginge, würde es auch reichen, den Song auf einem Diktiergerät aufzunehmen, aber man weiß eben, daß man mit dem Produzenten jemanden engagiert, der die Kontrolle übernimmt.

K!N: Ihr wohnt nun schon länger in London – ist überhaupt noch etwas Schottisches an Travis?

Healy: Oh, ganz gewiß. Wir kommen aus einem Land, wo man Geschichten erzählt, ein Land von sehr, sehr offenen Menschen mit guten Manieren. Mit denen habe ich Journalisten regelmäßig verwirrt.

K!N: Nun, da euch alle mit Lob überschütten, was gibt es noch weiteres zu erreichen?

Healy: Natürlich habe ich immer noch den Wunsch, in der größten Band der Welt zu sein, gleichzeitg ängstigt mich der Gedanke aber auch. Ich möchte mir einfach erhalten, was ich als Kind konnte – über Sachen zu staunen.

Interview: Rolf von der Reith

Beitrag teilen: