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„Trial & Error“: Der Rollschuhmörder

Die schwarzhumorige Serie „Trial & Error“ ist eine Persiflage auf Gerichtsdokus mit einem brillant aufspielenden John Lithgow als Mordverdächtigen.

„Trial & Error“ ist eine Mockumentary-Serie, die im Umfeld von Gerichtsprozessen spielt. Die erste Staffel handelt vom Poesieprofessor Larry Henderson (klasse zerstreut-pseudonaiv gespielt von John Lithgow, bekannt aus „Bombshell“), der seine Frau umgebracht haben soll, indem er sie durch eine Glastür warf. Der alte Mann pocht aber darauf, dass er draußen Rollschuh laufen war und dabei über Kopfhörer laut Musik hörte. Sein reicher, rassistischer und schwulenfeindlicher Schwager im Südstaatenkaff East Peck engagiert eine Anwaltskanzlei von der Ostküste. Grund: Nur ein jüdischer Jurist aus dem Osten kann einem Menschen im Süden aus größeren Problemen rauspauken. Der New Yorker Anwalt Josh Segal (Nicholas D’Agosto) fliegt ein und macht sich im Dreierteam an die Arbeit …

„Trial & Error“ schreckt vor keiner in Dialogen oder Szenen transportierten politischen Unkorrektheit zurück, was im Original sowieso brüllend komisch ist, in diesem Fall aber auch in deutscher Synchronisierung nur minimal an Witz verliert. Joshs Assistentin ist in immer neuen Varianten beeinträchtigt, was die Serie genussvoll ausbreitet und damit einen Running Gag etabliert. Der von Josh engagierte Spurenanalytiker muss sich immer dann zwanghaft einen runterholen, wenn ihn etwas emotional zu stark aufwühlt. Die Folge: Im Bett der ermordeten Gattin befinden sich seit der Untersuchung auch seine Spermaspuren.

Josh versucht verzweifelt, einen glaubwürdigen alternativen Handlungsablauf am Tatabend zu etablieren, der das Gericht überzeugen könnte, während die stellvertretende Staatsanwältin Carol Anne Keane (Jayma Mays) einerseits feministische Thesen vertritt, wenn es um ihre Karriere geht, andererseits aber das homophobe Klima in der Bevölkerung ausnutzt, um Stimmung gegen Larry zu machen. Der hatte nämlich verschwiegen, dass er ein Verhältnis mit seinem Fitnesstrainer hat. Dass Larry auf seine „fluide Sexualität“ pocht, macht ihn in East Peck genauso tatverdächtig wie sein generelles Auftreten. Larry hat kein Feingefühl für Zwischentöne und ruiniert seinen Ruf mit jeder öffentlichen Äußerung noch mehr.

Dass „Trial & Error“ – 2017 und 2018 in den USA auf NBC ausgestrahlt – erst jetzt den Weg ins deutsche Fernehen findet, ist erstaunlich. „Stromberg“-Fans werden glücklich sein, dass sie diese Serie jetzt angeboten bekommen. Joyn Primetime strahlt die Serie linear aus. jw

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